Gemeinsam ist besser als einsam

ZdK-Thema des Monats Februar 2023

Synodalität tut der katholischen Kirche gut. Aber Synodalität ist auch ein heißes Eisen. Der Brief von drei Kardinälen aus dem Vatikan hat es gezeigt, die Reaktion der Deutschen Bischofskonferenz auch. Ist es etwa göttlichen Rechtes, dass Bischöfe durchregieren? Ist es nicht vielmehr ihres Amtes, sich mit dem Gottesvolk zu verbinden – dem vor Ort und dem weltweit?

In den letzten Jahrzehnten hatten fast ausschließlich die Bischöfe das Sagen. „Laien“ durften allenfalls mit beraten, aber nicht mit entscheiden. Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Stellung der Bischöfe enorm gestärkt. Aber es hat nicht geklärt, wie die Bischöfe ihren Ortskirchen gegenüber verantwortlich sind. Es gibt keine verbindlichen Formen, die Transparenz und Kontrolle, Rechenschaft und Teilhabe garantieren. Die Kirchenrechtswissenschaft müsste sie fordern, wenn sie den Codex von 1983 einer kritischen Prüfung anhand von Rechtsprinzipien und Grundrechten unterzöge. Der Blick in die Tradition zeigt viele gute Beispiele, die Bibel ohnehin.  Das Apostelkonzil war eine Synode, in der die gesamte Gemeinde aktiv war: beim Sehen, beim Urteilen und beim Handeln.

Der Vorbereitungsprozess auf die Weltsynode hat noch einmal gezeigt: In der katholischen Kirche herrscht Klerikalismus. Es gibt zu wenig Beteiligungsrechte – obwohl die personellen, die pastoralen und die finanziellen Entscheidungen alle Gläubigen betreffen.

In Deutschland hat sich das ZdK dafür entschieden, den Synodalen Weg mit der Deutschen Bischofskonferenz zu gehen, auch in Zukunft. Die Risiken sind nicht gering. Aber die Verantwortung ist groß: um der Betroffenen des Machtmissbrauchs und um der Zukunft des Glaubens willen. Die überwältigende Mehrheit der katholischen Kirchenmitglieder trägt den Reformkurs mit.  In der Politik und in der Ökumene wird das Engagement sehr geschätzt.

Zusammen mit der Bischofskonferenz trägt das ZdK den Synodalen Ausschuss, der den Synodalen Rat vorbereiten wird. Das ZdK wird beide Gremien mit Energie versorgen. Die klare Mehrheit der Bischöfe ist für die Kooperation. Diese Chance gilt es zu nutzen. Weder wird die Bischofskonferenz abgeschafft noch das ZdK. Im Gegenteil: Beide Organisationen gewinnen an Gewicht und Handlungsfreiheit. Aber die Möglichkeiten werden geschaffen, alles das gemeinsam zu beraten und zu entscheiden, was mit vereinten Kräften besser gelingen kann.

Weltweit wird derzeit viel ausprobiert. Die Hoffnung ist groß, dass Synodalität in Deutschland funktioniert. Anderenorts werden andere Lösungen gesucht, weil die Verhältnisse andere sind. Eines ist klar: „Schön, dass wir darüber gesprochen haben“ reicht nicht. Es braucht verbindliche Gemeinsamkeit: im Sehen, im Urteilen und im Handeln.

Synodalität ist harte Arbeit. Sie ist mit Enttäuschungen verbunden, aber auch mit Glücksmomenten. Das hat der Synodale Weg schon auf seiner bisherigen Strecke gezeigt. Es wird sich nicht ändern. Aber es sollte sich auch gar nicht ändern, weil es in der Kirche unterschiedliche Verantwortungen und Überzeugungen gibt.

Synodalität heißt, dass Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen einander nicht verteufeln oder verdrängen, sondern dass sie miteinander im Kontakt bleiben. Es gilt, aus den Möglichkeiten das Beste zu machen und über das hinaus zu denken, was angeblich alles nicht möglich sein soll.

Synodalität heißt: Gemeinsam ist besser als einsam.

Thomas Söding

 

 

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