Gesprächskreis "Juden und Christen" beim ZdK

Der Gesprächskreis "Juden und Christen", dem zurzeit 12 jüdische und 16 katholische Mitglieder angehören, wurde 1971 vom Präsidium des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ins Leben gerufen. Nach Ablauf der vierjährigen Amtsperiode erfolgt jeweils die Neuberufung durch das Präsidium. Von 1974 bis 2016 fiel Prof. Hanspeter Heinz die Leitung zu. Seit 2016 leiten Dagmar Mensink und Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama in einer jüdisch-christlichen Doppelspitze.

Es lag in der Eigendynamik der Sache, dass die ursprüngliche Zielsetzung der Mitgestaltung von Katholikentagen (auch Ökumenischen Kirchentagen), die bis heute zielstrebig beibehalten wird, nach und nach erweitert wurde und der Kreis viele andere Aufgaben wahrgenommen hat:

- richtige Darstellung von Juden und Judentum in Verkündigung, Unterricht und Bildung; ein Projekt war die Revision von Bibelausgaben, Religions- und Geschichtsbüchern für den Schulunterricht (1980);

- Erklärungen zur theologischen Grundlegung des jüdisch-christlichen Dialogs und zu aktuellen Kontroversen, etwa 2007 zur Störung der christlich-jüdischen Beziehungen durch die Wiedereinführung des "Tridentinischen Ritus". Die Erklärungen und Stellungnahmen sind auch auf Englisch publiziert und in Fachkreisen international anerkannt, manchmal auch kontrovers diskutiert;

- Vertiefung der Beziehungen zwischen der Kirche und dem jüdischen Volk; dem dienten Reisen des Präsidiums zusammen mit dem Gesprächskreis nach Israel und New York, Ungarn, Polen, Paris, Prag und Rom;

- philosophisch-theologische Grundlagenreflexion; dazu wurden Klausurtagungen und Kongresse veranstaltet;

- Erarbeitung von Stellungnahmen für den Präsidenten des Zentralkomitees, z. B. zur Anerkennung des Staates Israel durch den Vatikan oder zur Pilgerreise Johannes Pauls II. im Heiligen Jahr 2000 nach Jerusalem.

Der Gesprächskreis ist seit Jahrzehnten weltweit das einzige Gremium, in dem Juden und Katholiken in kontinuierlichem Austausch stehen und zu grundlegenden und aktuellen theologischen Themen gemeinsam Stellung nehmen.


Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an Hanspeter Heinz und den Gesprächskreis "Juden und Christen" beim ZdK im Jahr 2015

"Etwas ganz anderes und viel Größeres als ein Dialog auf Augenhöhe ist eine Begegnung, in der einer zum anderen aufschaut, ihn höher achtet als sich selbst. Genau diese Erfahrung habe ich oft mit jüdischen Freunden und Freundinnen gemacht. Durch sie hat Gott mich Neues hören lassen, was ich in meiner eigenen Kirche und aus ihrer Geschichte bisher nicht gehört habe, was mir fehlte und mich jetzt bereichert." Mit diesen Worten beschreibt der katholische Pastoraltheologe Hanspeter Heinz seine Arbeit, für die er und der Gesprächskreis "Juden und Christen" beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gestern Mittag mit der Buber-Rosenzweig-Medaille 2015 ausgezeichnet wurden. Der Preis wurde im Ludwigshafener Theatersaal des Pfalzbaus zur Eröffnung der "Woche der Brüderlichkeit" verliehen.

Hanspeter Heinz habe sich in Publikationen über viele Jahre hinweg mit Themen der jüdisch-christlichen Beziehungen beschäftigt, so die Begründung der Juroren, des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR). Besonders hervorzuheben sei seine Leitung des Gesprächskreises "Juden und Christen" beim ZdK, die er seit 1974 innehat. In diesem Gesprächskreis erarbeiten Persönlichkeiten aus Lehre und Forschung, orthodoxe und liberale Rabbiner, Laien und Priester, insgesamt 17 Christinnen und Christen sowie 15 Jüdinnen und Juden gemeinsam viel beachtete Stellungnahmen, die im In- und Ausland, aber auch in Fachkreisen und bei kirchlichen Autoritäten hohe Wertschätzung gefunden hätten. So dürften u.a. die Erklärung des Gesprächskreises von 1988 "Nach 50 Jahren – wie reden von Leid, Schuld und Versöhnung?", die kritische Stellungnahme in 2007 zur Revision des Karfreitagsgebets durch Papst Benedikt XVI., oder die 2009 erschienene Erklärung "Nein zur Judenmission – Ja zum Dialog zwischen Juden und Christen" als vorbildliche Meilensteine im katholisch-jüdischen Dialog gelten.

Hanspeter Heinz und der Gesprächskreis verkörpern, so der Koordinierungsrat, auf vorbildliche Weise, was die Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit mit ihrem Jahresthema für 2015 zum Ausdruck bringen möchten: "Im Gehen entsteht der Weg. Impulse christlich-jüdischer Begegnung". ZdK-Präsident Alois Glück: "Ohne das unermüdliche Engagement von Hanspeter Heinz und den Mitgliedern des Gesprächskreises wäre der christlich-jüdische Dialog in unserem Land um ein Wesentliches ärmer!"

Das ZdK veröffentlicht aus diesem Anlass und als Dank für das 40-jährige Engagement von Hanspeter Heinz als Vorsitzender des Gesprächskreises eine Sonderausgabe der Salzkörner. 29 gegenwärtige und ehemalige Mitglieder des Gesprächskreises nehmen Stellung zu der Frage "Warum ist mir der jüdisch-christliche Dialog wichtig?" Unter dem Titel "In Verantwortung füreinander" legt das ZdK gleichzeitig eine Zusammenstellung der zwischen 2005 und 2009 erschienenen Erklärungen des Gesprächskreises vor.

Die Sonderausgabe der Salzkörner finden Sie hier

Den Preisträgervortrag von Prof. Dr. Hanspeter Heinz finden Sie hier.

Den TV-Beitrag der SWR-Landesschau Aktuell finden Sie hier.

Informationen und Materialien zur Woche der Brüderlichkeit 2015 finden Sie hier.