Donnerstag, 26. Mai 2022
„Synodalität auf Dauer stellen“
Vollversammlung 24./25. Mai 2022 in Stuttgart
„Was macht eigentlich der Synodale Weg?“ – Da gäbe es viel zu berichten. Die Synodalen sind gerade in einer sehr intensiven Arbeitsphase. Die Stimmung wird nervöser, denn wichtige Entscheidungen müssen jetzt endlich auch mal getroffen werden. Die Agenda für die letzten beiden Vollversammlungen ist lang und es zeichnet sich bereits ab, dass die Arbeit in der verbleibenden Sitzungs-Zeit kaum erledigt werden kann, denn im Februar 2023 ist bereits das Ende dieses Projektes in Sicht.
Meine Frage heute an Sie ist deshalb. „Was kommt denn nach dem „Synodalen Weg“?
Wer „Synodalität“ als theologisch begründet und ekklesiologisch notwendig versteht, wer die Beteiligung aller Gläubigen an Beratungen und Entscheidungen fordert, der kann das nur ernsthaft vertreten, wenn er diese Art der Partizipation gerade nicht zeitlich befristet. Der Synodale Weg soll keine „Gesprächstherapie für das Kirchenvolk“ sein, darf nicht als „Beteiligungssimulation für renitente Laien“ enden, wie Kritiker prophezeien. „Vielen Dank, das habt ihr gut gemacht. Jetzt könnt ihr gehen?“ Das würde den ganzen Prozess und jedes einzelne Ergebnis in Frage stellen.
1. Synodalität stärken
Die Entscheidung für eine Konstruktion wie den Synodalen Weg war ein Schritt ins offene. Nicht nur der Titel ist erklärungsbedürftig, sondern die Hoffnung auf echte Partizipation, klar abgesprochene Rollen und Verfahren und das Vertrauen auf die „Selbstbindung“ der Ortsbischöfe an die Ergebnisse. War das innovativ oder naiv? Die Antwort auf diese Frage steht noch aus, aber was sich schon jetzt zeigt. Der Weg entsteht im Gehen. Es verändert sich etwas. Die großen Chancen von nachhaltigen Strukturen echter Mitverantwortung von Laien werden sichtbar(er).
Den Synodalen liegen bereits eine ganze Reihe von konkreten Handlungsvorschlägen vor, die nachhaltig Macht kontrollieren, Transparenz erhöhen und Partizipation sichern wollen. Dafür braucht es dauerhafte, wirkmächtige synodale Strukturen auf überdiözesaner Ebene Synodalität muss auf Dauer gestellt werden. Ich bin überzeugt, es braucht eine Fortsetzung, aber eine in neuer Qualität.
An dieser Stelle gibt es höchste Zeit für einen „Warnhinweis“. Der Begriff „Synodalität“ hat in unserer Kirche gerade Hochkonjunktur. Kaum jemand, der nicht für eine Synodale Kirche plädiert. Doch Achtung, was damit genau gemeint ist, da sollte man jeweils genau lesen oder nachfragen.
Für mich zielt eine synodale Perspektive auf Macht- und Gewaltenteilung in der Kirche, auf klare Rollen, verbindliche Verfahren und echte Entscheidungen. Vor allem aber: Ernstgemeinte Teilhabe geht nicht auf Zeit.: Deshalb schlägt das Forum I vor, entscheidungsrelevante Synodalen Strukturen in unserer Kirche auf Dauer zu stellen, damit die Teilhabe aller Gläubigen an der Verkündigung des Evangeliums nachhaltig und wirkmächtig sein kann und wir einen Rahmen habe, in dem wir Macht- und Gewaltenteilung in der Kirche gestalten.– entschieden, verbindlich.
„Kirche ist aber keine Demokratie“ fast reflexhaft erschallt dieses Gegenargument. Stimmt natürlich! Kirche ist keine Demokratie. Aber das heißt noch lange nicht, dass sie so eine hierarchisch, zentralistische Struktur behalten muss, wie wir sie heute erleben.
2. Der Synodale Rat – eine erste Annäherung
An dieser Stelle kommt die Idee eines sog. „Synodalen Rats“ ins Spiel. Die Einsetzung eines solchen Rates ist bereits in erster Lesung (Frankfurt II) beschlossen worden – eine wichtige Weichenstellung, doch es blieben noch Diskussionspunkte.
Aus meiner Sicht ist eine Prämisse für diesen Rat, dass die Unabhängigkeit der DBK: Und auf jeden Fall die Unabhängigkeit des ZDK institutionell gewahrt bleiben.
Beide Organisationen gemeinsam tragen den „Synodalen Rat“.
Liest man den Grundlagentext des Forums I wie in erster Lesung von den Synodalen beschlossen, dann ist das Mandat eines Synodalen Rates breit angelegt. Seine Aufgabe wäre es, die signifikanten Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft zu beraten, die gemeinsame Verantwortung in der Kirche wahrzunehmen und Entscheidungen zu treffen.
Bei der möglichen Zusammensetzung des neu zu schaffenden Rates besteht eine starke Korrelation zwischen der Entscheidungskompetenz auf der einen, aber auch dem Aufwand, der für den neuen Rat zu leisten wäre, auf der anderen Seite. Eine kleine Lösung etwa sieht, vor die Mitglieder des Ständige Rats der Bischofskonferenz und ebenso so viele vom ZdK mandatierte Mitglieder. Oder eine größere Lösung, zu der dann alle deutschen Bischöfe gehören und wieder ebenso viele Laien. Eins darf aus meiner Sicht nicht zur Disposition stehen: Die Zahl von Bischöfen und ZdK-Mitgliedern muss gleich groß sein, und für zusätzliche weitere Mitglieder, bestimmen ZdK und DBK den Schlüssel.
Dieser Rat, der vom ZdK und der DBK getragen wird, macht aber nur Sinn, wenn er nicht nur ein Beratungs-, sondern auch ein Entscheidungsgremium ist. Er muss verbindliche Beschlüsse fassen können, mindestens so verbindlich wie die Beschlüsse der Synodalversammlung des Synodalen Weges.
Die Vollmacht der Diözesanbischöfe, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bliebe unberührt. Entscheidend ist die „Selbstbindung der Bischöfe“ an die Ergebnisse. Daraus ergibt sich für mich ein wichtiges Kriterium: Sinnvolle Beratungen können in vielen Formaten stattfinden, verbindliche Beschlüsse mit echter Chance auf Umsetzung aber nur in einem Gremium in dem die Bischofskonferenz komplett vertreten ist, herbeigeführt werden.
Ich bin jedenfalls überzeugt, dass eine Stärkung der Synodalität in unserer Kirche zugleich eine Stärkung des Bischofsamtes wäre. Eine Stärkung, die das bischöfliche Leitungsamt in diesen Tagen dringend gebrauchen kann.
Das gleich gilt aber auch für das ZdK. Es würde gestärkt aus diesem Prozess hervorgehen. Einerseits bleibt es unabhängig und behält alle Kompetenzen, andererseits gewinnt es an Gewicht und Verantwortung. Es bestimmt die Zusammensetzung und die Agenda des Synodalen Rat, gleichberechtigt mit der DBK. Der Synodale Rat wird durch ein Präsidium mit Doppelspitze vertreten, Präsidentin des ZdK und Vorsitzender der Bischofskonferenz Je stärker die Rolle des ZdK ist, desto stärker wird auch der Synodale Rat sein – und umgekehrt.
3. Wie kann es weitergehen?
Ich höre natürlich die Einwände. Wer soll das bezahlen? Wer soll das alles leisten. Wichtige Punkte. Mit den Erfahrungen des Synodalen Wegs haben wir jetzt die Chance, ein wirkmächtiges, nachhaltiges und partizipatives Gremium zu schaffen. Das macht Arbeit! Das ist richtig. Aber die wäre hier gerade für uns Laien mit großem Gewinn investiert. Die Frage, was dann dafür gestrichen oder gelassen werden könnte, kann uns niemand abnehmen.
Die zweite Lesung des Handlungstextes ist für September 2022 geplant (Frankfurt IV). Das Forum I hat im Licht der Eingaben den Vorschlag überarbeitet und am Montagabend einstimmig beschlossen. Wir werden einladen zu einem Hearing. Heute Morgen hoffe ich auf unsere konstruktive Diskussion und im September hoffe ich auf große Zustimmung.
In keinem Fall darf unklar sein, wie es weitergeht, wenn der Synodale Weg in seiner jetzigen Konstellation definitiv endet. Jetzt ist der Kairos.
Wir wollen glaubwürdige Zeug*innen der frohen Botschaft sein. Deswegen macht es Sinn gemeinsam weiter Kraft zu sammeln, dazu hilft ein klug installierter Synodaler Rat. Ich hoffe sehr, wir nutzen diese Chance.