Salzkörner
Montag, 13. Dezember 1999
Kultur als Aufgabe für Staat und Kirche
Am 20. November hat die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken eine Erklärung "Kultur als Aufgabe für Staat und Kirche – Zur Förderung der dezentralen und pluralen Kultur in Deutschland" verabschiedet. Mit ihr wendet sich das ZdK einem Politikfeld zu, das in der öffentlichen Diskussion ein Schattendasein führt und oft als nebensächlich erscheinendes Thema leicht an den Rand der großen Debatten gedrängt wird. Es geht in der Erklärung um Kulturpolitik, um die gesellschaftlichen Fragen, die in der Politik hierunter gefasst werden, also um Kunst- und Kulturpflege mit der Förderung von Theatern, Orchestern, Museen und Archiven sowie um die Förderung der Bildenden Kunst, der Denkmalpflege und der Musik, der Erwachsenenbildung, des Bibliothekswesens, der Kunsthochschulen, um die Filmförderung und vieles mehr. Die Erklärung greift nicht die grundsätzlichen Fragen des Verhältnisses von Kultur und Religion, von Christentum und Kunst auf, wie dies die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) unter dem Titel "Gestaltung und Kritik – Zum Verhältnis von Protestantismus und Kultur im neuen Jahrhundert" seit März dieses Jahres als einen innerevangelischen Konsultationsprozess tun. Das ZdK möchte vor dem Hintergrund der Finanznot der öffentlichen Haushalte und der damit entfachten Diskussion um die Kulturförderung die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass die Pflege des kulturellen Erbes und die geistig-kulturelle Zukunftssicherung in der Verantwortung aller Bürger, der gesellschaftlichen Gruppen, der Kirchen und des Staates liegt. Die Erklärung tritt vor dem Hintergrund der Kunstfreiheit für eine plurale und dezentrale Förderung des kulturellen Lebens in Deutschland ein und erteilt einer Konzentration, dem Gerede von "Metropolen" eine Absage. Sie unterstreicht die Bedeutung der privaten Kunstförderung und fordert steuerliche Erleichterungen für die Arbeit der Stiftungen. Herausgehoben wird die Bedeutung der Bibel und ihrer notwendigen Vermittlung als Grundschrift nicht nur des christlichen Glaubens, sondern auch der europäischen Kultur sowie die notwendige Intensivierung des Dialogs mit den Künsten und der damit verbundenen Respektierung der Eigenständigkeit der Kultursachbereiche.
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