Grußwort von Staatssekretär Christian Gaebler

im Rahmen der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) - es gilt das gesprochene Wort

Herr Professor Dr. Sternberg (Präsident des ZdK),
meine Damen und Herren,


ich freue mich, Sie zu Ihrer Vollversammlung in Berlin zu begrüßen. Herzlich willkommen in Berlin! Mein Gruß weist auch voraus auf die nahe Zukunft, wenn das Zentralkomitee der deutschen Katholiken seinen Sitz in die deutsche Hauptstadt verlegt. Ich freue mich sehr über diese Entscheidung. Und auch Berlins Katholikinnen und Katholiken wie auch die vielfältigen Aktivitäten der katholischen Kirche in unserer Stadt werden durch diesen Umzug gestärkt. Wir empfinden eine starke Präsenz der katholischen Kirche wie auch der Vertretungen anderer Glaubensrichtungen als große Bereicherung für unsere Gesellschaft.


Als Senat von Berlin wissen wir, was Sie für unsere Stadt und für unsere Gesellschaft insgesamt leisten:

  • Ihre Gemeinden sind wichtige Orte des Gemeinschaftslebens, das ja über weite Strecken von Ihnen – den katholischen Laien – getragen wird. Und hier nenne ich besonders auch die Kitas und die vielfältigen Angebote für Familien.
  • Der Religionsunterricht ist für mich ein wichtiger Bestandteil des Bildungsangebotes unserer Berliner Schulen und der Wertevermittlung.
  • Sie sind aber auch eine starke Stimme, mit der Sie Menschen Gehör verschaffen, die das selbst nicht können, und mit der Sie sich für den Zusammenhalt sowie für Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft einsetzen.
  • Die Caritas als wichtigem Anbieter sozialer Leistungen, wo Haupt- und Ehrenamtliche zusammenarbeiten, auch um Menschen in Not zu helfen – dabei denke ich besonders an die große Leistung bei der Aufnahme von Geflüchteten. Gerade dieses Thema ist leider unvermindert aktuell.

Ich glaube, wir alle sind sehr bewegt über die furchtbare Lage der Geflüchteten an der belarussischen Grenze zu Polen. Tausende Geflüchtete müssen dort unter unmenschlichen Bedingungen ausharren – und der Winter kommt erst noch. Wir müssen uns weiter und unmissverständlich international für sie einsetzen. Sie sind politische Geiseln des belarussischen Machthabers. Und natürlich muss die EU weiterhin alle Hebel in Bewegung setzen, um diesem verwerflichen Erpressungsversuch Einhalt zu gebieten. Zugleich darf uns aber das Schicksal dieser Menschen nicht gleichgültig sein. Wir brauchen jetzt schnell eine humanitäre Lösung für diese Geflüchteten. Menschenleben stehen auf dem Spiel und auch die Glaubwürdigkeit des vereinten Europa. Aber das sage ich hier ganz deutlich: Stacheldraht, Mauern und Gewalt darf an Grenzen gegen Zivilisten nie ein Mittel der europäischen Politik sein. Ich begrüße, dass die harten Embargomaßnahmen der EU und die Gespräche der Kanzlerin mit Belarus offenbar die Lage entspannen konnte. Dennoch: Das Schicksal der Menschen, die in Lukaschenkos widerwärtigen Erpressungsversuch in Belarus gestrandet sind, geht uns weiter an, auch wenn die Bilder vom Grenzzaun weniger werden. Unsere Verantwortung wird es bleiben, zu helfen.

Politik und Gesellschaft dürfen sich nicht von populistischen Hetzern verunsichern lassen, wenn Humanität das Gebot der Stunde ist. Gerade jetzt ist es wichtig, dass viele Menschen Haltung zeigen. Die Demokratie ist nun mal die Staatsform, die den Menschen mit seiner Würde in den Mittelpunkt rückt. Und Europa ist dank der Bereitschaft zur Versöhnung und zum friedlichen Miteinander zu einem Kontinent des Friedens geworden. Dazu müssen wir uns bekennen, gerade dann, wenn es gilt, bedrängten Menschen beizustehen.

Es ist mir ein Herzensanliegen daran zu erinnern. Und ich weiß, dass vielen Katholiken dieses demokratische, rechtstaatliche und solidarische Europa sehr wichtig ist.

Zwar leben wir in einer Gesellschaft, die sich in weiten Teilen säkularisiert hat. Dennoch strahlt das Engagement in den Kirchen weit in die Stadt und die Gesellschaft hinein. Christliche Werte und Vorbilder geben vielen Menschen Halt und Orientierung und motivieren zu sozialem Engagement.

Gleichzeitig erleben wir, wie durch Zuwanderung Religionen einen neuen Stellenwert in der öffentlichen Debatte erhalten und dass sich auch viele Katholiken für gegenseitigen Respekt und die Verständigung untereinander in einem interreligiösen Dialog einsetzen. Gerade in diesen Zeiten, in denen gegen ganze Religionen gehetzt wird, brauchen wir solche Gesten des Miteinanders mehr denn je.

Daher möchte ich Ihnen allen sehr herzlich für Ihr segensreiches Wirken danken. Die katholische Kirche gehört für uns zu den wichtigen Partnern, wenn es um die solidarische Gestaltung unserer Stadt geht – einer Stadt, die niemanden zurücklässt und all diejenigen in ihre Mitte nimmt, die Hilfe und Unterstützung brauchen.

Zu einer solchen Stadt für alle gehört auch der respektvolle Umgang der Gläubigen unterschiedlicher Religionen miteinander. Wir als Senat unterstützen das Miteinander der Religionen auf vielfältige Weise.

Vor zehn Jahren haben wir mit dem „Berliner Dialog der Religionen“ eine Plattform für Begegnung und Austausch geschaffen, aus der das Berliner Forum der Religionen hervorgegangen ist.

Ebenfalls ein gutes Beispiel für den interreligiösen Dialog ist das House of One, für das wir im Mai den Grundstein gelegt haben. Im Herzen Berlins entsteht ein gemeinsamer Ort für drei Weltreligionen. Christen, Muslime und Juden erhalten eigene Gebetsräume sowie einen zentralen Raum der Begegnung. Freiraum für das Bekenntnis und über religiöse Grenzen hinweg respektvolle, gemeinschaftsstiftende Begegnungen – so stellen wir uns die Vielfalt religiöser Bekenntnisse in Berlin vor.

Wichtig ist uns auch, dass alle großen Religionen an Berlins exzellentem Forschungs- Wissenschaftsstandort vertreten sind. Neben dem neuen Institut für Islamische Theologie besteht seit dem Wintersemester 2019/20 an der Berliner Humboldt-Universität erstmals auch ein Institut für Katholische Theologie.

Damit hat Berlin nachgeholt, was eigentlich selbstverständlich ist: Dass die großen Religionen in der deutschen Hauptstadt frei und gleichberechtigt forschen und ausbilden können.

Ich hoffe, Sie sind jetzt gut eingestimmt und voller Vorfreude nicht nur auf Ihre Vollversammlung, sondern auch auf den anstehenden Umzug nach Berlin. Ich hoffe, Sie kommen gut in Berlin an.

Übrigens: Der letzte Deutsche Katholikentag in Berlin fand 1990 statt. Ich lade sie hiermit sehr herzlich dazu ein, in unserer Stadt auch wieder einen Katholikentag zu veranstalten. Berlin steht dafür jederzeit bereit. Seien sie uns willkommen!


Und nun wünsche ich Ihnen allen gute Beratungen. Schön, dass sie aus nah und fern nach Berlin gekommen sind. Ich hoffe, sie fühlen sich wohl in unserer Stadt. Nochmals herzlich willkommen und Gottes Segen!

Staatssekretär Christian Gaebler

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