Grußwort von Senator Dr. Klaus Lederer

im Rahmen der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) - es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrte Mitglieder des ZdK,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich über die Einladung und darf Sie in Berlin herzlich willkommen heißen.

Zugleich überbringe ich Ihnen die besten Grüße und Wünsche des gesamten Berliner Senats zu Ihrer Tagung.

Wie Sie wissen, kommen Sie in eine vorwiegend säkulare Stadt.

Tatsächlich leben die etwa 300.000 Mitglieder des Erzbistums, wie wir – scherzhaft – sagen, in der Diaspora.

Der Katholizismus ist dennoch in Berlin verwurzelt.

Ich denke natürlich zu allererst an Bernhard Lichtenberg, dessen Heiligsprechungsprozess derzeit in Vorbereitung ist.

Wie sehr die Bedeutung Lichtenbergs über Berlin hinaus geht, kann man auch daran erkennen, dass sich der Berliner Senat an der Restaurierung und den Neubau des Bernhard-Lichtenberg-Hauses und der St. Hedwig-Kathedrale finanziell beteiligt.

Ich denke aber auch an den sozialen Katholizismus.

Und hier insbesondere an Carl Sonnenschein.

Sonnenschein, in Düsseldorf geboren, war eine besondere Erscheinung und sein soziales Wirken ist nicht nur im Rheinland bemerkenswert, sondern er hat auch in Berlin ein hohes Ansehen.

Einen Zigeuner der Wohltätigkeit“, nannte ihn übrigens Kurt Tucholsky mit einer gewissen Sympathie.

Eine staatliche Grundschule trägt heute seinen Namen.

Und sein Grab auf dem St. Hedwigsfriedhof ist ein nach wie vor begehrter Besuchsort.

Sonnenschein zog vom Rhein an die Spree und ging damit dem Zentralkomitee der Katholiken (ZdK) nur voraus.

Mit großer Freude haben wir die Entscheidung und den Vollzug des Umzugs des Generalsekretariats in unsere Stadt wahrgenommen.

Der Berliner Senat begrüßt die neuen Berliner und heißt Sie hier herzlich Willkommen.

Das ZdK ging aus dem 1868 gebildeten Zentralkomitee zur Vorbereitung der Deutschen Katholikentage hervor und ist auch heute für Planung und Durchführung dieser Veranstaltungen sowie – auf katholischer Seite – für den Ökumenischen Kirchentag verantwortlich.

Da der erste Ökumenische Kirchentag 2003 in Berlin stattfand, verfügen Sie bereits über eine langjährige Erfahrung mit und in unserer Stadt!

Vielleicht liegt es auch an dieser Erfahrung, dass sich das ZdK gleich mit einer Aktion sehr gut eingeführt hat.

So haben Sie eine Gruppe von ukrainischen Flüchtlingen, kurz nach dem Beginn des russischen Angriffs auf ihr Heimatland aufgenommen, die im Erdgeschoss der neuen ZdK-Zentrale untergekommen ist.

Es hat sich da schon gezeigt, was der Generalsekretär, Marc Frings, mit den Worten beschrieben hat:

"Wir spüren hier sehr schnell und direkt vor unserer eigenen Tür die Konsequenzen politischer Entscheidungen."

Tatsächlich eröffnen sich der katholischen Einrichtung in Berlin zahlreiche Möglichkeiten der Einflussnahme auf das politische Geschehen.

Das reicht vom Vorhaben der Bundesregierung für ein Demokratiefördergesetz bis zu Stellungnahmen zu Vorhaben auf der Europäischen Ebene.

Als Senator bin ich auch für die europäischen Kontakte des Bundeslandes Berlin zuständig und mit Interesse habe ich im Vorfeld gelesen, dass dieses Feld ebenso vom ZdK „bestellt“ wird.

Ich erwähne hier beispielhaft das Lieferkettengesetz, das jetzt auch auf der Europäischen Ebene eingeführt werden soll, und für das sich das ZdK besonders einsetzt.

Mit einem EU-Lieferkettengesetz haben wir jetzt die Chance, wirklich etwas an den Verhältnissen auf der Welt zu verändern und den Schutz von Menschenrechten und Umwelt im drittgrößten Wirtschaftsraum der Welt wirksam zu verbessern.

Daher danke ich Ihnen für Ihr Engagement!

Gerade in diesen herausfordernden Zeiten, die Vielen auch bedrohlich erscheinen, ist es für uns wichtig, dass die zivilen Errungenschaften unserer Demokratie und unsere Werte unterstützt und gefördert werden.

Es sind mitunter auch religiöse Sinnressourcen, die für das Erkennen, Handeln und Leiden der Menschen Verstehensmöglichkeiten erschließen.

Daher hat der Berliner Senat die Einrichtung einer katholischen theologischen Fakultät 2019 an der Humboldt-Universität ermöglicht und in diesem Jahr durch einen Staatsvertrag mit dem Erzbistum abgesichert.

Die Universität kann die Chancen von Nachdenklichkeit, Reflexion und Diskussion zur Stärkung der Demokratie nutzen, für die eine Universität ihre Räume öffnet.

Ich bin sicher, dass diese Einrichtung dabei helfen kann, die schwierigen Themen und Aufgaben der Zukunft zu benennen und zu bearbeiten, denen sich die Katholische Kirche stellen muss.

Die großen Themen der Zeit stehen heute auf Ihrer Agenda: Klimakrise, Aufarbeitung des Missbrauchs, Katholikentag und: der Synodale Weg.

Gerade auch zum Letzteren wäre vieles zu sagen.

Vielleicht nur dies: Die Krise der großen Kirchen (und ich beziehe die Evangelische Kirche mit ein) schadet der ganzen Gesellschaft.

Kirchen als Institutionen sind wichtig, denn sie leisten einen immensen kulturellen Beitrag zum Zusammenhalt.

Sie sind wichtig mit ihrem sozialen Einsatz für Menschen in Notsituationen, für die Schwachen unserer Gesellschaft.

Aber sie müssen sich dieser Krise radikal und mit aller Offenheit stellen!

Ich hoffe, dass der angestoßene Prozess, besonders auch hier in Berlin erfolgreich weitergeführt wird.

Ich wünsche Ihnen für die Beratungen dazu viel Erfolg!

Insgesamt darf ich Ihnen für diese Vollversammlung anregende, zielführende Beratungen und glückliche Beschlüsse wünschen.

Ich danke Ihnen.

 

Senator Dr. Klaus Lederer

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