Sicherung von Frieden, Stabilität und Wohlstand in Nordirland nach dem Brexit

Erklärung der Initiative Christen für Europa (IXE)

Inspiriert durch unseren gemeinsamen christlichen Glauben und motiviert durch den Wunsch nach einem stabilen und friedlichen Europa, hat die Initiative Christen für Europa (IXE), bei ihrem Treffen in Newry, Nordirland (23.-25. September 2022) folgende Erklärung beschlossen:

IXE bekräftigt die Werte, die in der katholischen Soziallehre und -praxis und in Fratelli Tutti (Papst Franziskus, Kapitel 6 & 7) über die wichtigen Prinzipien der Subsidiarität, Solidarität und Menschenwürde beim Aufbau einer gerechten Gesellschaft zum Ausdruck kommen.

  • Wir erkennen die lange Geschichte des Konflikts in Nordirland und des Leids, das dieser Konflikt den Menschen beider Gemeinschaften zugefügt hat, an.
  • Wir erkennen den Erfolg des Karfreitagsabkommens/Belfast-Abkommens an, das 25 Jahre lang Frieden geschaffen und die Entwicklung des wirtschaftlichen Potenzials ermöglicht hat, das durch den vorangegangenen Konflikt behindert wurde.
  • Wir erkennen die Rolle an, die die Regierungen des Vereinigten Königreichs und der Republik Irland zusammen mit der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten bei der Sicherung der Vereinbarungen gespielt haben, die zu einer Verhandlungslösung geführt haben.
  • Wir würdigen die beeindruckenden Versöhnungsbemühungen der Zivilgesellschaft und der Glaubensgemeinschaften, die sich auf zahlreiche Initiativen stützen, die die Menschen einander nähergebracht haben, aufbauend auf Bildung, Kultur und Sport.
  • Wir erkennen die Ergebnisse des Referendums in Nordirland über die Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs in der EU im Jahr 2016 an, bei dem die nordirische Bevölkerung für den Verbleib in der EU gestimmt hat.
  • Wir erkennen die absolute Notwendigkeit an, jede Landgrenze zwischen Nordirland und der Republik Irland zu vermeiden.

Wir bringen unsere tiefe Besorgnis zum Ausdruck über

  • die Unsicherheit, die durch die Infragestellung des Protokolls Irland/Nordirland entstanden ist.[1] 
  • die Unterbrechung der Diskussionen über die praktische Umsetzung des Protokolls.
  • den derzeitigen Zusammenbruch der Machtteilung in der nordirischen Regierung und Versammlung.

In Anbetracht der derzeitigen Krise der Lebenshaltungskosten, von der die Menschen in Nordirland betroffen sind, und im Hinblick auf den bevorstehenden Jahrestag des Karfreitagsabkommens/Belfaster Abkommens am 10. April 2023, ist es jetzt dringend notwendig, diese Probleme anzugehen. Daher fordern wir die britische Regierung unter der Leitung der neuen Premierministerin Elizabeth Truss und die Europäische Kommission dringend auf

  • Gespräche über praktische, dauerhafte Lösungen im Rahmen des Protokolls wieder aufzunehmen.
  • von allen Maßnahmen Abstand zu nehmen, die zu einer Landgrenze auf der irischen Insel führen könnten.
  • die Sorgen und Bedürfnisse aller Menschen in Nordirland anzuhören und die Zivilgesellschaft in die Diskussionen einzubeziehen.

Es muss alles getan werden, um die Rückkehr von Konflikt und Gewalt zu verhindern. Wir hoffen auf einen stabilen Frieden und Wohlstand für die Gemeinschaften in Nordirland sowie im übrigen Vereinigten Königreich und in der Republik Irland.

Ein erfolgreiches Modell auf diesen Inseln könnte als Vorbild für die Lösung von Konflikten in anderen Teilen Europas und der Welt dienen.

 

Die Initiative Christen für Europa (IXE) ist ein Zusammenschluss von Laienorganisationen und engagierten Christen aus verschiedenen europäischen Ländern. Allgemeines Anliegen von IXE ist es, ein lebendigeres Bewusstsein für ein vereintes Europa in die nationalen Debatten einzubringen. Ziel der Initiative ist es, die Begegnung von Christen in Europa zu fördern und die Soziallehre der Kirche voranzubringen, um ein besseres gegenseitiges Kennenlernen und Verständnis der historischen und kulturellen Unterschiede zu erreich


[1] Dieses Protokoll wurde zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU vereinbart, um die Integration Nordirlands in den Binnenmarkt durch die fortgesetzte Anwendung der EU-Vorschriften über Zölle und den freien Warenverkehr zu gewährleisten und damit zu garantieren, dass es keine Landgrenze gibt.

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