ZdK will Debatte über Zukunft der Pflegepolitik
"Gerechte Pflege in einer sorgenden Gesellschaft"
Für eine größere Vielfalt von Pflegeformen und ein stärkeres Ineinandergreifen von Hilfen, die die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen mit ihren individuellen Bedarfen, Möglichkeiten und Wünschen in den Blick nehmen, spricht sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) aus.
In seiner Sitzung am Freitag, den 23. Juni 2017, hat der Hauptausschuss des ZdK hierzu ein Impulspapier mit dem Titel "Gerechte Pflege in einer sorgenden Gesellschaft" verabschiedet. Der Impuls befasst sich aus sozialethischer Perspektive mit der Zukunft der Pflegearbeit und entwirft die Vision einer sorgenden Gesellschaft, in der Pflegearbeit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe angenommen wird.
Das Papier nimmt insbesondere den in der deutschen Pflegepolitik geltenden Vorrang der häuslichen vor der stationären Pflege kritisch in den Blick. "Gerade in kirchlichen Kreisen sind bei Entscheidungen für häusliche Pflege moralische Selbstüberforderung und sozialer Druck mit im Spiel", betonte Prof. Bernhard Emunds bei der Vorstellung des Impulspapieres, das er federführend für den ZdK-Sachbereich "Wirtschaft und Soziales" erarbeitet hat.
Hildegard Müller, zuständige ZdK-Sprecherin für Wirtschaft und Soziales, hob in der Debatte hervor, dass "wir uns angesichts der bereits spürbaren Zunahme der Pflegebedürftigen durch den demografischen Wandel, den bereits heute kaum zu befriedigenden Pflegebedarf und den aktuell schon sehr hohen Belastungen der pflegenden Personen ernsthaft fragen müssen, ob die aktuellen Grundstrukturen des deutschen Pflegesystems auch in Zukunft noch eine verlässliche Absicherung des Pflegerisikos gewährleisten und wie die damit verbundenen Lasten generationengerecht verteilt werden können."
Das Impulspapier stellt die hohe Belastung vieler pflegender Personen im derzeitigen Pflegesystem heraus und zeigt Reformoptionen auf. Diese Reformoptionen umfassen insbesondere eine gleichwertige Anerkennung von geleisteter Pflegearbeit durch Angehörige wie bei der Kinderziehung, sowie die Entlastung pflegender Angehöriger im Pflegealltag. Dazu gehörten eine verbesserte Förderung von haushaltsnahen Dienstleistungen und der Ausbau einer größeren Vielfalt von Pflegeformen. Nicht zuletzt fordert das ZdK verbesserte Arbeits- und Entgeltbedingungen in der professionellen Pflege und eine Überwindung der sogenannten Minutenpflege.
Das ZdK verweist auf die mit dem Weg zu einer guten Pflege für alle verbundenen Investitionen und Kosten und fordert in diesem Zusammenhang eine breite Debatte über den gesellschaftlichen Stellenwert der Sorgearbeit.
Das Impulspapier soll zunächst in einem breiteren Dialog mit kirchlichen Akteuren und Verbänden diskutiert und dann in einem zweiten Schritt in die gesellschaftspolitische Debatte über die zukunftsfähige Weiterentwicklung der Pflege eingebracht werden.
Den Wortlaut des Impulspapiers finden Sie hier.
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