Gesichter und Geschichten
mit Philippa Rath
Menschen verändern die Welt. Im Zentralkomitee der deutschen Katholiken kommen sie zusammen – Christ*innen aus Leidenschaft, ehren- und hauptamtlich engagiert, zu Hause in ganz verschiedenen Regionen Deutschlands. Wir stellen Sie Ihnen vor. „Gesichter und Geschichten“ heute mit Sr. Philippa Rath, Einzelpersöhnlichkeit im ZdK, Delegierte des Synodalen Weges und Mitglied im Synodalen Ausschuss, aus der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen.
Schwester Philippa, welcher Moment in Ihrem Leben hat Sie jüngst ins Herz getroffen?
Im letzten Jahr hatte ich eine schwere Herzattacke und wusste nicht, wie alles ausgehen würde. Ich habe damals in gewisser Weise mit meinem Leben abgeschlossen. Das Gebet, das wir täglich in der Komplet beten: „In deine Hände, Herr, lege ich meinen Geist“ ist mir da mit einem Mal ganz existentiell nahegekommen. Ich habe versucht, auf mein Leben zurückzuschauen und alles loszulassen. Offenbar hatte Gott aber anderes mit mir vor, und so habe ich mich wieder meinen verschiedenen Aufgaben zugewandt. Ich lebe jetzt bewusster, aufmerksamer und vor allem dankbarer.
Warum engagieren Sie sich im kirchlichen Bereich?
Ich bin Ordensfrau, Benediktinerin, Nachfolgerin der heiligen Hildegard. Wir Ordensleute sind Teil der Kirche und waren immer auch „Stachel im Fleisch“ der Kirche. Die prophetische Dimension des Ordenslebens ist mir besonders wichtig. Zudem war ich von Jugend an immer politisch und auch kirchenpolitisch interessiert und engagiert. Das hat sich bis heute nicht geändert. Das Gebet steht im Zentrum unseres benediktinischen Lebens, aber Kontemplation und Aktion bilden für mich eine untrennbare Einheit. Darin liegt die Wurzel für mein kirchliches Engagement.
Was wollen Sie bewegen?
Zu meinen Aufgaben im Kloster gehört die Begleitung von Menschen, die zu uns kommen. Einerseits die Stifterinnen und Stifter und die Mitglieder unseres Freundeskreises, die uns unterstützen, andererseits die Suchenden, Fragenden und Zweifelnden, die mit ihrem Glauben und mit der Kirche hadern. Das Thema, das die allermeisten bewegt, ist die Frage der gleichberechtigen Teilhabe der Frauen in unserer Kirche. Da ist ungeheuer viel Frustration, Enttäuschung, Ohnmacht und auch Wut in den Menschen. Im Laufe der Jahre ist die Frage der Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche so auch zu meinem Herzensanliegen geworden. Als ich dann in den Synodalen Weg berufen und später ins ZdK gewählt wurde, begann mein öffentliches kirchenpolitisches Engagement in dieser Frage. Da wir bis heute bei allen Fortschritten aber noch keine wirklich substanziellen Veränderungen erreicht haben, kämpfe ich weiter und versuche, die Fahne der Hoffnung unbeirrt hochzuhalten.
Was macht Sie an Ihrer Arbeit glücklich?
Glücklich macht mich, dass sich inzwischen so viele Frauen und Männer in aller Welt für die gleichberechtigte Teilhabe aller Geschlechter an den Ämtern und Diensten in der Kirche engagieren. Gemeinsames Engagement macht stark und auch glücklich. Das Miteinander über alle Länder und Kontinente hinweg ist für mich eine große Bereicherung und ein immer neuer Ansporn nicht aufzugeben und alte und neue Mauern zu überwinden.
Woher kommt Unterstützung für Ihre Projekte?
Gottlob kommt Unterstützung aus den verschiedensten Richtungen. Da nenne ich als erstes die Frauenverbände bei uns und in anderen Ländern. Dann das ZdK und auch eine Reihe von Bischöfen, die sich im synodalen Weg und im synodalen Ausschuss für Geschlechtergerechtigkeit stark machen. Auch das internationale Netzwerk CWC – Catholic Women’s Council ist ein großartiges Projekt, das immer weiterwächst und für viele ein wichtiges Zeichen der Hoffnung ist.
Wo machen Sie am liebsten Pause von der Arbeit?
Wir haben in unserer Abtei ein wunderschönes Gartengelände, von dem aus man/frau das ganze Rheintal überblicken kann. Hier kann ich durchatmen und zur Ruhe kommen, um dann wieder gestärkt an den Schreibtisch zurückzukehren. Nicht zu vergessen natürlich aber unser Chorgebet, das mir hilft, mich immer wieder nach oben auszurichten und nicht in der Arbeit zu versinken. Und schließlich und keineswegs zuletzt darf ich im Sommer immer einige Wochen am Bodensee verbringen. Ein Paradies für Leib, Seele und Geist.
Die Kirche der Zukunft ist für Sie…
… geschlechtergerecht. Wie sollte es anders sein. Ich möchte es noch erleben, dass Frauen geistliche Leitungsämter ganz selbstverständlich übernehmen und ausfüllen. Dass sie dies können, beweist die 1500-jährige Geschichte meines Ordens.
Philippa Rath, geboren 1955, Benediktinerin der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen, dort Stiftungsvorstand und Geschäftsführerin des Freundeskreises sowie verantwortlich für die Medien und engagiert in der geistlichen Begleitung. Seit 2020 Delegierte des Synodalen Weges und später Mitglied im Synodalen Ausschuss. Seit 2021 Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).
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