Bericht zur Lage, Rede des ZdK-Präsidenten 05/2008
Rede von Prof. Dr. Hans Joachim Meyer im Rahmen der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) -es gilt das gesprochene Wort.
UNKORRIGIERTES
REDEMANUSKRIPT
Es gilt das gesprochene Wort
Es ist eine gute Tradition, dass die Deutschen Katholikentage mit einer Vollversammlung des ZdK eingeleitet werden. Das erinnert nicht nur an die erste deutschlandweite Versammlung von Repräsentanten katholischer Laienvereine und katholischer Abgeordneter der National-versammlung, die im Oktober 1848 im Mainzer Schloss zusammenkam und die als der erste Katholikentag gilt. So wahren wir auch den notwendigen Zusammenhang zwischen dem ZdK als einer Versammlung legitimierter Repräsentanten des deutschen Laienkatholizismus, die bedeutsame Themen des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens erörtert und dazu Stellung nimmt, und der weiten Vielfalt katholischen Lebens. Diese Vielfalt wird sich an den kommen-den Tagen in Gottesdiensten, durch geistliche Stärkung und Besinnung, bei Begegnungen, Po-dien, Gesprächen und Festen in dieser Stadt zeigen. Wir freuen uns darauf und sind jetzt schon all denen dankbar, welche diesen Katholikentag ermöglicht und vorbereitet haben.
Zum kirchlichen Leben
In meinem Bericht will ich mich zuerst dem kirchlichen Leben zuwenden. Wir alle haben wohl die Reise des Heiligen Vaters in die USA aufmerksam verfolgt. Es war ein erfolgreicher Be-such unter schwierigen Bedingungen, sowohl in politischer wie in kirchlicher Hinsicht. In Re-den und Gesten hat sich der Papst dieser Situation eindrucksvoll gestellt. In seiner Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen bekräftigte Papst Benedikt XVI. den weltweiten Einsatz der katholischen Kirche für die Menschenrechte und warnte davor, diese "stückweise" anzuwenden, "je nach Trends oder selektiven Entscheidungen". Eindringlich forderte er Soli-darität mit den armen Ländern, die sonst nur die negativen Folgen der Globalisierung zu spü-ren bekämen. Nicht minder wichtig war sein Hinweis auf den Zusammenhang zwischen der Achtung der Menschenrechte und der Achtung des Gemeinwohls. "Im Namen der Freiheit", so erklärte er, "muss es eine Wechselbeziehung von Rechten und Pflichten geben."
Von unbestreitbarer Aktualität sind leider die Mahnungen des Heiligen Vaters in Bezug auf die Einhaltung der Religionsfreiheit. Erschreckende Beispiele für die Missachtung dieses elementa-ren Menschenrechtes müssen wir heute im Irak wie auch in anderen Ländern des Nahen und Mittleren Ostens und in Südostasien beobachten. Wir sind grundsätzlich für Religionsfreiheit und verurteilen alle religiösen Verfolgungen, sei es die von Muslimen durch Nichtmuslime oder von Muslimen durch Muslime anderer Richtungen, sei es die von Buddhisten in Tibet oder in anderen Teilen Chinas. Zugleich bestehen wir auf unserem Recht, auch jede Verfol-gung von Christen mit Nachdruck anzuprangern. Christenverfolgungen sind eklatante Verlet-zungen der Menschenrechte. Leider geschehen sie in vielen Ländern. Wir solidarisieren uns mit den Opfern und werden für die Rechte der Christen in aller Welt kämpfen.
Es gibt nicht wenige in diesem Land und in Westeuropa, die von Christenverfolgungen nichts hören wollen und denen keine Ausflucht zu schäbig ist, sich vor einer Verurteilung oder einer konkreten Hilfe zu drücken. Umso dankbarer sind wir dem Bundesinnenminister und den Innenministern der Länder für ihre Bereitschaft, den irakischen Christen in ihrer Not zu hel-fen. Eindringlich fordern wir die EU auf, sich einer wirksamen Hilfe für die irakischen Christen nicht zu versagen. Und von der deutschen Politik erwarten wir, dass sie in jedem Falle an ih-rer guten Absicht festhält und unverzüglich handelt – notfalls auch ohne EU-weite Koordinie-rung und Unterstützung.
Ein wichtiges Zeichen während der USA-Reise des Heiligen Vaters war sein Besuch in der New Yorker Synagoge. Dieser Besuch fügte sich ein in die römischen Bemühungen, Schaden von der Beziehung zwischen Juden und Christen abzuwenden. Hier denke ich besonders an den großen Zeitungsartikel Kardinal Kaspers und an die vatikanische Klarstellung, dass die bahnbrechende Konzilserklärung Nostra Aetate weiterhin gültig ist und dass niemand an eine systematische Judenmission denkt. Für solche Feststellungen sind wir dankbar. Sie wären frei-lich unnötig gewesen, hätte man auf die eindringlichen und kompetenten Warnungen von Theologen – Bischöfe, Priester und Laien – gehört, welche auf die erwartbaren Konsequen-zen aus den erweiterten Möglichkeiten für den Tridentinischen Ritus insbesondere bei der Karfreitagsliturgie rechtzeitig hingewiesen haben. In diesem Sinne war die Erklärung des Ge-sprächskreises "Juden und Christen" beim ZdK richtig und notwendig. Ich verstehe auch Zorn und Enttäuschung bei unseren jüdischen Partnern. Gleichwohl müssen die beiderseitigen Be-mühungen um Versöhnung fortgesetzt werden. Dafür kann auch ein Blick auf die tatsächliche liturgische Praxis hilfreich sein. Schließlich haben an diesem Karfreitag der Papst, die Bischöfe und die allermeisten Gottesdienstgemeinden die Bitte für die Juden in der Fassung Paul VI. von 1970 gebetet. Dabei muss es bleiben.
Erfreulich ist die jüngste Entwicklung im christlich-islamischen Dialog. Im Ergebnis intensiver Bemühungen haben sich katholische und schiitische Theologen auf sieben Leitsätze verstän-digt, die sich gegen jede religiös motivierte Gewalt wenden und bemerkenswerte Aussagen zum Verhältnis von Glauben und Vernunft machen. Es ist zu hoffen, dass dies auch die eher praktisch orientierten Bemühungen um gesellschaftliche Integration der Muslime in Deutsch-land unterstützen kann. Dazu will auch unser Gesprächskreis "Christen und Muslime" seinen Beitrag leisten.
Lassen Sie mich nun auf einige gesellschaftspolitische Themen eingehen.
Die bioethische Herausforderung
Eine nach unserem christlichen Verständnis vom Menschen gravierende Entscheidung war der Beschluss einer Mehrheit des Deutschen Bundestages, den Stichtag zu verschieben, bis zu dem menschliche Embryonen für Forschungszwecke importiert und dafür verbraucht werden können. Wir waren gegen diese Verschiebung aus Gründen, die von uns mehrfach dargelegt worden sind. Und wir haben daher diesen Beschluss bedauert. Jetzt kommt es darauf an, sich in der dadurch neu entstandenen Situation sinnvoll zu verhalten. Wir stehen zu unserer
Überzeugung. Wir wissen jedoch auch, dass eine freiheitliche Gesellschaft trotz der in ihr wirkenden Unterschiede und Gegensätze zu Entscheidungen kommen muss, die sich auf eine breite Grundlage stützen. Das erfordert nicht nur politische, sondern auch ethische Kom-promisse. Ein Kompromiss hat seine eigene Würde.
Auch die neue Bundestagsentscheidung ist ein ethischer Kompromiss, aber er ist in seiner fortdauernden Geltung noch stärker gefährdet als der bisherige. Denn die eigentliche Kon-fliktlinie verläuft ja nicht zwischen jenen, welche an dem bisherigen Stichtag festhalten wollten, und vielen von jenen, welche ihn verschoben haben. Der Gegensatz besteht vielmehr zwi-schen jenen, die sich der unbedingten Achtung des menschlichen Lebens verpflichtet fühlen, und jenen, für welche dieser Grundsatz allenfalls ein zeitbedingt interpretierbares Abstraktum ist. Denn in unserer Zeit sind weltweit ganz andere Vorstellungen einflussreich: Dass der Mensch erst ein richtiger Mensch sei, wenn er diskursfähig ist, während das Embryo nur ein Zellhaufen sei; dass die Heilungschancen der schon Geborenen wichtiger seien als die Le-benschancen der noch Ungeborenen; dass es unser Ziel sein müsse, den einzelnen Menschen, auch zu Lasten anderer, wissenschaftlich zu perfektionieren; dass es allein auf den Erkenntnis-fortschritt für die Menschheit ankomme – um nur einige von diesen Vorstellungen zu nennen. Gewiss sind in der Gesellschaft und in der Wissenschaft unseres Landes solche Meinungen nicht vorherrschend. Aber international sind sie von großem Einfluss.
Von großer und fortdauernder Bedeutung ist das vom Grundrecht auf Wissenschaftsfreiheit geschützte Selbstverständnis wissenschaftlicher Forschung. Wissenschaft strebt nach neuer Erkenntnis. Daher führt der Weg der Grundlagenforschung zwangsläufig stets in unbekanntes Land. Und deshalb wissen Wissenschaftler nicht und können es auch gar nicht wissen, auf welche Fragen und Möglichkeiten sie morgen stoßen. Daher kann niemand voraussagen, ob der jetzt beschlossene Stichtag morgen erneut umkämpft sein wird oder nicht. Unsere War-nung vor einer ethischen Wanderdüne ist also realistisch. Wir müssen uns jedenfalls auf neue Auseinandersetzungen einstellen. Denn je mehr der Mensch tun kann, desto wahrscheinlicher ist der ethische Konflikt zwischen dem, was Menschen in ihrem Erkenntnisstreben tun wollen, und dem, was sie tun dürfen, wenn die Achtung der Würde und des Lebens jedes Menschen oberstes Gebot ist. Darum können wir in einer freiheitlichen Gesellschaft den ethischen Kon-flikten nicht ausweichen. Wir müssen vielmehr damit rechnen, dass sie sich auch am neuen Stichtag entzünden. Ganz generell gilt: Wer die Freiheit will, muss zu Konflikten bereit sein. Im Blick auf das, was jetzt Not tut, führen wir nicht den Streit von gestern weiter, sondern sind wachsam für die Zukunft. Und jeder, der den neuen Stichtag schützt und verteidigt, ist unser Verbündeter.
Zur Situation der deutschen Gesellschaft
Die deutsche Gesellschaft bietet gegenwärtig in Bezug auf ihre wirtschaftliche Leistungskraft einerseits und das in ihr vorherrschende soziale Klima andererseits ein sehr widersprüchli-ches Bild. Galt vor noch gar nicht langer Zeit die deutsche Wirtschaft als der kranke Mann Europas, der sich zu einer notwendigen Kur nicht entschließen kann, so hat sie in den letzten zwei Jahren wieder deutlich an Stärke gewonnen. Die erhöhte internationale Wettbewerbs-fähigkeit sichert Deutschland die Position eines Exportweltmeisters. Der Arbeitsmarkt hat eine vor kurzem noch nicht für möglich gehaltene positive Entwicklung genommen. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt kontinuierlich, auch wenn ein befriedigender Zustand noch keineswegs erreicht ist. Dieser erfreulichen Entwicklung entspricht jedoch keineswegs ein wieder ge-wachsenes Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft. Viele Menschen haben nicht den Ein-druck, dass sich die größere Leistungsbereitschaft im Beruf und die längere Zurückhaltung bei finanziellen und sozialen Forderungen nun zu ihren Gunsten auszahlen würden. Trotz des wirtschaftlichen Wachstums sinkt die Kaufkraft im Land. Das Grundvertrauen, dass qualitativ hochstehende Arbeit in einem Gewinn machenden Unternehmen einen selbstverständlichen Anteil am Erfolg, zumindest aber einen sicheren Arbeitsplatz garantiert, ist für viele erschüt-tert, wenn nicht zerstört.
Zwei Stimmen aus dem politischen Meinungsspektrum, die im Allgemeinen eher dessen Pole repräsentieren, seien als Beleg zitiert. So sagte der Vorsitzende der sogenannten Wirtschafs-weisen, Prof. Bert Rürup: "Eine Marktwirtschaft ist die freiheitlichste und effizienteste Wirt-schaftsordnung, die wir kennen. Eine solche Ordnung ist aber nur so lange stabil, wie sie von der Masse der Bevölkerung akzeptiert und gestützt wird. Ich habe den Eindruck, dass diese Akzeptanz leider schwindet. Vor 20 Jahren wurde Marktwirtschaft mit Aufstieg, Chancen-reichtum und Wachstum in einem Atemzug genannt, heute wird sie mit Ungleichheit, Egois-mus und Entlassungen assoziiert." Und der Generalsekretär des Zentralverbandes des deut-schen Handwerks, Hanns-Eberhard Schleyer, sagte: "Wir drohen in eine Gesellschaft abzurut-schen, die wir eigentlich schon überwunden glaubten, nämlich in eine gespaltene Gesellschaft, wo Klassen wieder eine Rolle spielen. Das darf nicht passieren, und deshalb ist das Problem so ernst."
Meldungen über maßlose Steigerungen bei Managergehältern bilden mit Berichten über gra-vierende Fälle von Steuerhinterziehung eine brisante Mischung. Übersehen sollten wir auch nicht die sich inzwischen abzeichnende Tendenz von Gruppen von Arbeitnehmern, Lohnfor-derungen ohne Rücksicht auf andere Arbeitnehmer durchzusetzen. Zwei Grundwerte unse-rer freiheitlichen Gesellschaft werden so aufs Spiel gesetzt: Die einen scheren sich nicht um Gerechtigkeit, die anderen nicht um Solidarität. Es ist ganz unverkennbar, dass solchen Fehl-haltungen Richtungen im gesellschaftlichen Denken entsprechen. Die einen behaupten, dass der Markt hinter unserem Rücken schon alles regele und singen damit faktisch das Lied des Stärkeren. Die anderen machen sich mit der Behauptung beliebt, die Politik könne jede Art von Wohltat beschließen, wenn sie denn nur wolle. Die Enttäuschung und die Wut, welche die einen produzieren, liefert den anderen die Munition. Die Konsequenzen, die dies für un-ser Parteiensystem und für unser Staatsverständnis haben wird, sind noch nicht abzusehen. Die geistig-kulturellen Grundlagen der gemeinsamen Verantwortung der Bürgerschaft für den inneren Zustand des Landes und dessen menschenwürdige Zukunft werden jedenfalls durch individualistische Strömungen unterspült. Ethische Bindungen werden als Gefährdung der Freiheit betrachtet statt als deren notwendige Voraussetzung. Zugleich schwindet die ge-schichtlich begründete Einsicht immer mehr, dass die wichtigste Garantie der Freiheit eine handlungsfähige Demokratie ist.
Angesichts der ökonomischen Globalisierung und der demographischen Entwicklung Deutschlands wäre es fahrlässig, die Notwendigkeit weiterer mutiger Reformschritte zu leug-nen. Allerdings werden wir durch rein wirtschaftlich orientierte Reformen und durch eine zeitweilig positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt allein die Herausforderungen der Zu-kunft nicht lösen können. Vielmehr müssen die sozialen und kulturellen Voraussetzungen wirtschaftlichen Handelns und seine sozialen Konsequenzen von der Politik stets mitbedacht und als Gestaltungsaufgabe betrachtet werden. Deshalb brauchen wir weiterhin einen gesell-schaftlichen Konsens über Notwendigkeit und Inhalt der sozialen Marktwirtschaft. Dabei kommt der Beteiligungsgerechtigkeit eine besondere Bedeutung zu.
Das ZdK hat in den vergangenen Jahren immer wieder mit konkreten Überlegungen zu den Aufgaben der demokratischen Politik in Deutschland und zu ihren Herausforderungen durch die Globalisierung Stellung genommen, beginnend mit unserem Hamburger Memorandum "Verantwortung übernehmen in der Demokratie" aus dem Jahre 2000 bis zu unserer Erklä-rung "Mut zur Zukunft" vom November vorigen Jahres. Das öffentliche Echo war nicht immer so interessiert wie bei unserem Papier zum ethischen Investieren, zu dem wir am 29. Februar in Frankfurt am Main eine öffentlich beachtete Tagung durchführen konnten. Nicht nur die Politik selbst, sondern auch die Einflussnahme auf das politische Denken gleicht eben meist dem geduldigen Bohren dicker Bretter. Wir sollten daher prüfen, ob wir unsere Texte zur Entwicklung von Demokratie, Gesellschaft und Sozialstaat zu einer Publikation zusammenfas-sen. Unsere Position in der öffentlichen Debatte würde dadurch deutlicher herausgestellt.
Situation im Sudan
In der Weltöffentlichkeit findet die humanitäre Katastrophe, die sich nun schon seit fünf Jah-ren im Sudan und speziell in seiner östlichen Provinz Darfur,ereignet, nur sporadisches Inte-resse. Die Hilfsorganisationen berichten von unvorstellbaren Ausmaßen des Konfliktes, dem unzählige Menschen bereits zum Opfer gefallen sind und der an Grausamkeiten nicht zu über-bieten ist. Der Sudan insgesamt und auch angrenzende Staaten erleben ein nicht zu bewälti-gendes Flüchtlingsdrama.
Darfur ist eine Region reich an Bodenschätzen. Der von der Regierung in Khartum durch eine gezielte Vertreibungs- und Vernichtungspolitik offensichtlich geschürte Konflikt betrifft unter-schiedliche Volksgruppen und involviert inzwischen eine unüberschaubare Anzahl von Rebel-lenorganisationen. Die Politik der Regierung in Khartum ist menschenverachtend und zynisch. Die internationale Gemeinschaft ist mehr denn je verpflichtet, den Druck auf dieses Regime zu erhöhen.
Die von den Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union gemeinsam getragene Frie-denstruppe verfügt theoretisch über ein sog. robustes Mandat, faktisch ist sie aber so schwach ausgestattet, dass sie dieses Mandat überhaupt nicht erfüllen kann. Das ist eine Schande. Deshalb fordern wir die internationale Staatengemeinschaft zu entschlossenem Handeln auf, um den Völkermord in Darfur endlich zu beenden.
Wir alle sollten das in unseren Möglichkeiten Stehende tun, um auf die Not der Menschen hinzuweisen, entschlossenes Handeln einzufordern und so mit dazu beizutragen, dass die Menschen in Darfur und in der Krisenregion insgesamt nicht in Vergessenheit geraten und ihre Situation tatsächlich verbessert wird.
Zum Wechsel im Vorsitz der Bischofskonferenz
Dies ist die erste Vollversammlung des ZdK nach dem Wechsel im Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz. Es ist mir daher ein Bedürfnis, auf diesem öffentlichen Forum noch einmal dem langjährigen Vorsitzenden, Karl Kardinal Lehmann, für all das zu danken, was er in die-sem Amt für die Kirche in Deutschland getan hat. Hinter uns liegt eine gute Zeit vertrauens-voller und fruchtbarer Zusammenarbeit. Wir haben immer gespürt, welch hohe Bedeutung Kardinal Lehmann dem II. Vatikanischen Konzils beimisst. Und wir wissen, dass er auch in Zukunft unser Partner und Verbündeter sein wird. So wird er im Rahmen dieses Katholiken-tages bei einer ökumenischen Veranstaltung sprechen. Wir wünschen ihm Kraft und Gottes Segen im Dienst für die Kirche.
Unser herzlicher Gruß gilt dem neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof
Dr. Robert Zollitsch. Mit ihm stehen wir schon länger in einer vertrauensvollen und kon-struktiven Beziehung. Wir freuen uns über seinen freimütigen Beginn in seinem neuen Amt. Wir danken ihm für seinen Beitrag zu unserem Kolloquium über das ethische Investment. Und es ist uns ein wichtiges Zeichen, dass er während der ganzen Zeit des Katholikentages hier in Osnabrück sein wird. Mit Erzbischof Zollitsch blicken wir zuversichtlich in die Zukunft.
97. Deutscher Katholikentag
Morgen eröffnen wir den Katholikentag Osnabrück 2008. Es ist der 97. Deutsche Katholiken-tag in einer 160-jährigen Geschichte. Sein Leitwort ist dem Psalm 18 entnommen und lautet "Du führst uns hinaus ins Weite". Das ist ein Bekenntnis zu Gott, ein Wort des Gottvertrau-ens und des Mutes zur Zukunft. Zukunft – das ist die Perspektive der Jugend. Unser Katholi-kentag richtet sich an jede Generation, in besonderer Weise aber an die Jugend. Es sind die beiden großen Herausforderungen an uns Christen, die das Programm des Katholikentages formuliert: unsere Verantwortung für die Zukunft von Glauben und Kirche. und unsere Ver-antwortung für die Zukunft der Gesellschaft. Diese Verantwortung wird real in konkreten Aufgabenbereichen, wie z. B. Zukunft und Bildung. Schwerpunkte des Katholikentages sind weiterhin Zukunft und Klimaschutz, wozu wir die Bundeskanzlerin Angela Merkel und Klaus Töpfer erwarten, Zukunft und Menschenrechte, wo wir aus aktuellem Grund noch eine Ver-anstaltung zur Situation in Tibet eingefügt haben, und Zukunft und Demokratie, wozu der Bundespräsident mit Michel Camdessus und Jiri Grusa ein Gespräch führen wird.
Auch unsere Vollversammlung wird sich mit zwei Themen beschäftigen, die für unsere Zu-kunft von elementarer Bedeutung sind – mit der Familie und mit einer milieusensiblen Pasto-ral. Unsere Vollversammlung und das Programm des Katholikentages blicken nach vorn und sind also zukunftsorientiert. Viele Menschen denken an die Zukunft eher mit Angst und Sor-ge. Und dafür gibt es Gründe, die wir nicht bestreiten. Mit Angst und Sorge werden wir je-doch die Zukunft nicht gestalten können. Darum stellen wir unser Nachdenken über die Zu-kunft unter das Wort von der Weite, in die Gott uns führt. Damit setzten wir ein Zeichen gegen die Hoffnungslosigkeit, Unübersichtlichkeit und Unentschiedenheit, die vielen den Blick in die Zukunft verdunkeln. Wir gehen mit Gott in die Zukunft.
Prof. Dr. Hans Joachim Meyer