Nach den Entscheidungen des Heiligen Stuhls zu den Erzbistümern Hamburg und Köln
Erklärung von Mitgliedern der Synodalversammlung des Synodalen Weges
Am 15.9.2021 teilte der Heilige Stuhl die Entscheidung von Papst Franziskus mit, das Rücktrittsangebot von Erzbischof Heße nicht anzunehmen. Mit seinem Amtsverzicht hatte der Erzbischof von Hamburg seine persönliche Verantwortung übernehmen wollen, die er für schwere Versäumnisse im Zusammenhang des Umgangs mit Tätern und Opfern sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln trägt. Insbesondere bedrückte ihn sehr, dass durch sein damaliges Verhalten den „Betroffenen ein weiteres Mal Leid zugefügt worden ist“ (Schreiben an die Gläubigen des Erzbistums Hamburg vom 19.3.2021). Am 24.09.21 entschied der Papst, Kardinal Woelki im Amt zu belassen, aber ihm eine mehrmonatige „geistliche Auszeit“ zu gewähren, die der Vorbereitung auf einen Erneuerungsprozess in der Erzdiözese dienen soll. Gleichzeitig hat er entschieden, dass die Weibischöfe Puff und Schwaderlapp, die gleichfalls wegen Versäumnissen dem Papst ihren Rücktritt angeboten haben, wieder in ihr Amt zurückkehren, der letzte nach einem Jahr Auszeit in Kenia.
Die in der Mitteilung des Heiligen Stuhles geltend gemachten Gründe, den Amtsverzicht von Erzbischof Heße nicht anzunehmen, erschüttern uns. Die jetzt bekanntgewordenen Gründe zur Nichtannahme der Rücktrittsangebote seitens der beiden Kölner Weihbischöfe verstärken diese Erschütterung. Wir befürchten insbesondere, dass sie ein weiteres Mal den Betroffenen Leid zufügen. Nicht schon das Angebot, sondern erst der Vollzug eines Amtsverzichtes dokumentiert jene Demut, die zum Beispiel Erzbischof Heße zu üben bereit war und ist.
Schuld und Verantwortung haben in unserer Kirche auch vor allem eine moralische Dimension. Generell gilt, dass nicht erst die Vertuschungsabsicht, sondern auch schwere Verfahrensfehler jenes Vertrauen untergraben können, das für die Ausübung des bischöflichen Dienstes unerlässlich ist. „Mangel an Aufmerksamkeit und Sensibilität den von Missbrauch Betroffenen gegenüber", die das Schreiben aus Rom bei der früheren Tätigkeit von Erzbischof Heße feststellt, sind eigentlich mit dem Dienst als Bischof unvereinbar. Auch aus der Politik und demokratischen Strukturen kennen wir die Möglichkeit, durch persönliche Verantwortungsübernahme einen Weg der Erneuerung zu ermöglichen. Die Verantwortung von Amtsträgern muss die Bereitschaft umfassen, sowohl die persönlichen als auch die systemischen Mängel in der Kirche nachhaltig zu beheben, um sexualisierte Gewalt in der Vergangenheit aufzuarbeiten und in Gegenwart wie Zukunft zu verhindern. Dazu braucht es Vertrauen. Dieses Vertrauen ist schwer erschüttert.
Als Mitglieder der Synodalversammlung sind wir gewillt, den Synodalen Weg weiterzugehen. Wir knüpfen daran die Erwartung, dass unsere Bischöfe diesen Weg als Zeichen und Werkzeug für eine echte Neuentdeckung der Frohen Botschaft Gottes in unserer Zeit mitgehen und mitgestalten. Und wir erwarten vom Bischof von Rom, dass er in Gemeinschaft mit allen Bischöfen die Impulse unseres Synodalen Weges unvoreingenommen prüft. Ansonsten geriete jede Rede über die synodale Verfasstheit unserer Kirche zur bloßen Farce.
Frankfurt am Main,
28. September 2021
Mitzeichner*innen der Erklärung
Kreis: Vom ZdK delegierte Mitglieder der Synodalversammlung
Katharina Abeln, Katholikenrat Bistum Osnabrück, Quakenbrück.
Thomas Antkowiak, Misereor, Aachen.
Ursula Becker, Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL), Aachen.
Martin Buhl, Katholikenrat des Bistums Mainz, Mainz.
Dr. Christoph Braß, ZdK, Berlin.
Stephan Buttgereit, Gemeinschaft der Katholischen Männer Deutschlands (GKMD), Düsseldorf.
Prof. Dr. Bernhard Emunds, Frankfurt am Main.
Dr. Stefan Eschbach, Diözesanrat der Katholiken in der Erzdiözese Freiburg, Stegen.
Dr. Maria Flachsbarth, Katholischer Deutscher Frauenbund e.V. (KDFB), Köln.
Christiane Fuchs-Pellmann, Katholischer Deutscher Frauenbund e.V. (KDFB), Köln.
Christian Gärtner, Diözesanrat im Bistum Eichstätt, Oberasbach.
Ulrike Göken-Huismann, Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Goch.
Nora Gomringer, Bamberg.
Andrea Heim, KEB Deutschland, Bonn.
Prof. Dr. Ulrich Hemel, Bund Katholischer Unternehmer (BKU), Köln.
Jan Hikenbach, Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn, Paderborn.
Ulrich Hoffmann, Familienbund der Katholiken, Berlin.
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joas, Berlin.
Mara Klein, Halle.
Dr. Christian Klenk, Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands e.V. (GKP), Burgsalach.
Gabriele Klingberg, Bundesverband der katholischen Religionslehrer und -lehrerinnen an Gymnasien (BKRG), Tübingen.
Wolfgang Klose, Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin und ZdK, Berlin.
Prof. Dr. Julia Knop, Erfurt.
Gerold König, pax christi deutsche Sektion, Langerwehe.
Dr. Burkhard Köster, Rheinbach.
Karin Kortmann, ZdK, Düsseldorf.
Klaus Koschinsky, Diözesanrat der Katholiken im Bistum Bamberg, Bamberg.
Thomas Kretschmer, Katholikenrat im Bistum Erfurt, Mühlhausen.
Michaela Labudda, Bundesverband der Gemeindereferentin/-innen Deutschland e.V., Unna.
Lucia Lagoda, Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Duisburg.
Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl, Berlin.
Dr. Claudia Lücking-Michel, ZdK, Bonn.
Gudrun Lux, München.
Regina Masur, Katholikenrat im Bistum Magdeburg, Magdeburg.
Nadine Mersch, Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), Borchen.
Birgit Mock, Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB), Neuwied.
Daniel Noa, Diözesanrat Rottenburg-Stuttgart, Ludwigsburg.
Prof. Dr. Claudia Nothelle, Magdeburg/Berlin.
Lukas Nusser, Mannheim.
Daniela Ordowski, Katholische Landjugendbewegung Deutschlands e.V. (KLJB), Frettenheim.
Nicole Podlinski, Katholische Landvolkbewegung, Bad Honnef.
Gregor Podschun, Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Düsseldorf.
Winfried Quecke, Diözesanrat der Katholik*innen im Bistum Hildesheim, Hildesheim.
Heribert Rychert, Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen, Aachen.
Prof. Dr. Matthias Sellmann, Bochum.
Prof. Dr. Thomas Söding, Bochum.
Kerstin Stegemann, Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Münster, Münster.
Dr. Irme Stetter-Karp, Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge, Göppingen.
Dirk Tänzler, Diözesanrat der katholischen Frauen und Männer im Bistum Essen, Duisburg.
Ludger Urbic, SKM-Bundesverband e.V., Duisburg.
Brigitte Vielhaus, Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Düsseldorf.
Rosalia Walter, Kolpingwerk Deutschland, Köln.
Finja Miriam Weber, Dortmund. Bruno Wenn, EDP e.V., Bonn.
Theo Wieder, Katholikenrat im Bistum Speyer, Speyer.
Prof'in Dr. Agnes Wuckelt, Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands e.V. (kfd), Düsseldorf.
Prof'in Dr. Birgit Aschmann, Berlin.
Erklärung “Nach den Entscheidungen des Heiligen Stuhls zu den Erzbistümern Hamburg und Köln” als PDF