„Ein Tag der Befreiung, der uns verpflichtet“

ZdK-Präsidentin Stetter-Karp erinnert an den 8. Mai 1945

Am heutigen 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs erinnert die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp, an die Befreiung der Deutschen von Nationalsozialismus und Gewaltherrschaft. „1985, als Bundespräsident Richard von Weizsäcker das Kriegsende öffentlich den Tag der Befreiung nannte, war das ein Meilenstein. Es hat lange gebraucht – zu lange – um zu diesem Punkt zu kommen.“ 

Der 80. Jahrestag der Befreiung müsse heute dazu mahnen, „immer neu für Menschenwürde und die Ächtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit einzustehen“. Aktuell sei das wichtiger denn je. „Unsere freie, demokratische Gesellschaft ist bedroht.  Zudem zeigen uns die andauernden Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten, im Sudan sowie der eskalierende Konflikt in Kaschmir, wie gefährdet die europäische und die weltweite Friedensordnung sind.“ Das ZdK stehe für eine friedensethische Ausrichtung, die einschließe, sich gegen Feinde von Demokratie und Menschenrechten wehren zu dürfen, ja zu müssen. „So verbindet sich die Erinnerung an die Befreiung Deutschlands vor achtzig Jahren mit Sorge und Bedrückung angesichts der aktuellen Bedrohung des Friedens – in Europa und darüber hinaus.“

Ermutigend sei, so Stetter-Karp, dass das ZdK in seiner Vollversammlung Anfang Mai 1985 in Aachen, wenige Tage vor der Rede von Weizsäckers, eine Erklärung verabschiedet habe, die damals festhielt: „Der 8. Mai 1945 wurde zum Ausgangsdatum für die geistige und sittliche Erneuerung unserer politischen Kultur. Das historische Datum mahnt uns, dieser Erneuerung treu zu bleiben, mutiger und anspruchsvoller von unserer Freiheit Gebrauch zu machen und sie vor Gefährdung zu schützen.“ Heute, so Stetter-Karp, sei diese vierzig Jahre alte Erklärung so aktuell wie nie. 

Zugleich erinnere der 80. Jahrestag des Kriegsendes an die vielen Opfer des Nationalsozialismus. „In den zurückliegenden Tagen haben wir in Deutschland, haben Menschen weltweit der Befreiung der NS-Konzentrationslager durch die Alliierten gedacht. Diese Befreiung begann 1944 und setzte sich über Monate fort. Die Traumata der Überlebenden gehören mit in die Geschichte der Bundesrepublik und der DDR. Sie mahnen uns, wachsam zu sein, wenn Recht und Gerechtigkeit bedroht werden, wenn die Menschenwürde missachtet wird.“ 

„Die mahnende Erinnerung an die NS-Diktatur und den Holocaust wachzuhalten“, so die Historikerin Prof. Dr. Birgit Aschmann, gehöre „zu den unabdingbaren Aufgaben der Bundesrepublik“. Die Sprecherin des ZdK-Sachbereichs für politische und ethische Grundfragen ist überzeugt, dass der richtige Umgang mit der Vergangenheit eine Zukunftsaufgabe bleibt. “Entscheidend ist nicht nur die Wissensweitergabe an die nächste Generation, sondern auch die Verständigung auf eine gemeinsame Erinnerungskultur in Ost- und Westdeutschland.  Sich vergangener Schuld zu stellen, fremdes Leid anzuerkennen, um Vergebung zu bitten und offen für Versöhnung zu sein – dies sind christliche Tugenden, von denen das ZdK überzeugt ist, dass sie auch in der Politik hilfreich sind. Für den Umgang mit der NS-Vergangenheit sind sie unverzichtbar.“

Für das ZdK sei es heute eine zentrale Aufgabe, seinen Beitrag zur Wahrung von Frieden und Freiheit und zum gesellschaftlichen Miteinander zu leisten, so Stetter-Karp. „Dieser Beitrag wird sehr konkret in der Arbeit der international tätigen Hilfswerke, die unter unserem Dach vereint sind. Er wird seit Jahrzehnten konkret in der Aussöhnung in Europa, beispielsweise in der Arbeit von Justitia et Pax, dem Maximilian-Kolbe-Werk, Pax Christi und Renovabis. Als Teil der Weltkirche denken und leben wir Solidarität mit Menschen weltweit, fühlen uns aber vor allem verantwortlich für das, was vor unserer Haustür geschieht. So haben wir beispielsweise gerade in Berlin gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz den Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus vergeben.“ Ganz besonders schaue das ZdK in diesem Jahr nach Mittel- und Osteuropa. „Im November 2025 jährt sich zudem der Beginn des Briefwechsels zwischen den polnischen und deutschen Bischöfen über Aussöhnung und Vergebung zum 60. Mal. Wir werden in diesem Jahr mehr als einmal daran erinnert, wie entscheidend es ist, den Weg des Friedens zu suchen.“

Pressemitteilung: „Ein Tag der Befreiung, der uns verpflichtet“ als PDF

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