ZdK-Podium würdigt Enzyklika Laudato si‘ zum zehnten Jahrestag
Ökologisches Vermächtnis von Papst Franziskus
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat aus Anlass des zehnten Jahrestags der Enzyklika Laudato si‘ den Appell von Papst Franziskus für eine nachhaltige Entwicklung und weltweite Anstrengungen zum Stopp der Klimaerhitzung gewürdigt. „Papst Franziskus hat mit Laudato si‘ die Augen für jene Menschen geöffnet, die in der Klimakrise besonders marginalisiert sind“, sagte ZdK-Mitglied und Bundesumweltministerin a. D. Dr. Barbara Hendricks auf einem Podium am Nachmittag.
Das ZdK, das sich seit Langem für Klimaschutz und Nachhaltigkeit einsetzt, hatte in seinen Politischen Erwartungen an die neue Bundesregierung bereits im Januar 2025 „eine gemeinwohlorientierte Wirtschaftspolitik“ gefordert. „Dazu gehört, Subventionen abzuschaffen, die nicht dem Gemeinwohl dienen, sondern die Belastung der Naturgüter Klima, Luft, Boden, Wasser und Artenvielfalt verschärfen und somit die Klima- bzw. die Biodiversitätskrise befeuern“, heißt es in dem Papier. Zugleich lenkt es den Blick auf die Notwendigkeit fairer und nachhaltiger Lieferketten. „Wir werben dafür, die EU-Lieferkettenrichtlinie möglichst unbürokratisch und effektiv im Sinne der Betroffenen umzusetzen.“ Die Vollversammlung forderte deshalb in Paderborn die Bundesregierung auf, „sich im EU-Rat eindeutig gegen eine Abschwächung der Richtline auszusprechen“ und die Stärken des deutschen Gesetzes mit den Fortschritten des europäischen Rahmens zu verbinden. ZdK-Präsidentin Dr. Irme Stetter-Karp erklärte, ein faires Lieferkettengesetz fördere Gerechtigkeit und Klimaschutz gleichermaßen. „Wir fühlen uns in der Forderung nach einem solchen Gesetz eng mit den Anliegen von Papst Franziskus verbunden. Seine Umweltenzyklika hat auch zehn Jahre nach ihrer Entstehung nichts an Dringlichkeit verloren.“
Barbara Hendricks erinnerte auf dem Podium an die Veröffentlichung der Enzyklika im Jahr 2015. „Im September wurden die Nachhaltigen Entwicklungsziele und im Dezember das Pariser Klimaschutzabkommen verabschiedet. Zwei große Erfolge, die die Weltgemeinschaft über Jahre vorbereitet hatte – nicht nur natur- und sozialwissenschaftlich, sondern auch theologisch. Die herausragende Enzyklika Laudato si’ trägt den programmatischen Titel ‚Über die Sorge für das gemeinsame Haus‘. Papst Franziskus hat sie bewusst wenige Monate vor den Verhandlungen von Paris veröffentlicht, damit sie einen Beitrag bei der Klimakonferenz leisten konnte.“ Dieser Plan sei aufgegangen, sagte Hendricks. „In Paris wurde beschlossen, die Erderwärmung bis zur Mitte der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Alle Staaten verpflichteten sich, dazu beizutragen und alles zu tun, was ihnen möglich ist.“
Der Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, der ebenfalls am Podium teilnahm, rief in Erinnerung: „Meine Weltanschauung entscheidet im wahrsten Sinn des Wortes über meinen Umgang mit der Welt.“ Die Wahrnehmung der Welt als Schöpfung setze a priori die Anerkennung eines Schöpfers voraus. Damit sei das schöpferische Wirken des Menschen ebenso wie seine Verantwortung gegenüber den Geschöpfen und der Schöpfung angesprochen. „Wir müssen heute erkennen, dass die soziale Frage ohne die ökologische Frage nicht mehr beantwortbar ist“, brachte es Bentz auf den Punkt und stellte in diesem Kontext fest: „‘Laudato Si‘ hat sehr, sehr viel in Bewegung gebracht – der Dialog der Kirche mit den politischen und gesellschaftlichen Partnerinnen und Partnern hat eine ganz neue und andere Qualität bekommen. Die Enzyklika gehört für mich zum großen Vermächtnis von Papst Franziskus und zu seinen wichtigsten Texten überhaupt.“ Trotzdem sei bei allem derzeitigen kirchlichen Engagement festzuhalten: "Es ist noch lange nicht genug und immer fraglich, ob die Herausforderungen der ökologischen Krisen, die konkrete Wahrnehmung der Schöpfungsverantwortung, tatsächlich schon die Priorität in unserem kirchlichen Handeln im Alltag hat, die ihr eigentlich zukommen müsste.“
Cecilia Kinuthia-Njenga, Direktorin im UN-Klimasekretariat in Bonn, bestärkte diese Erkenntnis und ging noch weiter: „Laudato Si' fordert eine ökologische Umkehr, eine komplette Neudefinition unserer Beziehung zur Natur und zueinander. Papst Franziskus hat uns in Erinnerung gerufen, dass Klimaschutz nicht nur eine technische Angelegenheit ist. Er ist moralisch, menschlich und dringend. Wir können sehen, dass Glaubensgemeinschaften mit ihrer moralischen Autorität und ihren globalen Netzwerken dazu beitragen können, politische Ambitionen in gesellschaftliche Impulse umzusetzen. Die Rolle der glaubensbasierten Akteure ist wesentlich.“ Fortschritte bei der Bewältigung des Klimawandels seien dann möglich, „wenn Vertrauen aufgebaut wird, wenn Finanzmittel an die Bedürftigsten fließen und wenn Regierungen auf die Bewegungen der Menschen hören. Gerechtigkeit bleibt dabei zentral. Denn die Klimakrise ist ungerecht: Die Ärmsten tragen am wenigsten zu den Emissionen bei, leiden aber am meisten.“
Paul Höller, Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Wirtschafts- und Klimaschutzministerium, sagte: „Die Enzyklika ist eine kluge und dringliche Warnung, dass wir uns als Menschheit gegen die Klimakrise engagieren müssen. Die Aussagen haben nach zehn Jahren keine Relevanz eingebüßt, ganz im Gegenteil, sie sind aktuell wie nie. Papst Franziskus formuliert in ihr entscheidende Grundlagen, auf die wir, die Politik im speziellen, dabei achten müssen. Reformen müssen sozial gerecht ausgestaltet sein. Und es geht nur mit Vertrauen und Akzeptanz der Bevölkerung. Das heißt, wir sind noch mehr gefordert, zu erklären, zu werben und zu überzeugen.“
Die Enzyklika „Laudato si‘“ (Sei gepriesen, Herr) erschien am 18. Juni 2015 und datiert auf den 24. Mai 2015. Papst Franziskus, dessen Pontifikat 2013 begonnen hatte, war am Ostermontag 2025 verstorben. Zu einem Meilenstein seiner Amtszeit gehört die Veröffentlichung dieser Umwelt-Enzyklika, die weltweit auch außerhalb der Kirche rezipiert wurde.
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