Wie Papst Franziskus uns Hoffnung lehrte – und was wir jetzt tun müssen
ZdK-Thema des Monats Mai 2025
Bis ans Ende der Welt habe man gehen müssen, um einen neuen Bischof von Rom zu finden – so hat sich Papst Franziskus am Abend seiner Wahl am 13. März 2013 vorgestellt. Tatsächlich war das „Ende der Welt“ Argentinien – und die katholische Weltkarte hatte sich verändert. Heute liegt Europa auf dieser Karte an der Peripherie. Spanisch ist die Sprache Nr. 1. Und zu sehen ist auch: Die meisten Kirchenmitglieder leben in Lateinamerika. Was heißt das für die Zukunft? Prof. Thomas Söding, Vizepräsident des ZdK, fragt, wer Veränderungen vorantreibt.
Papst Franziskus ist durch seine Heimat geprägt worden: als Jesuit, als Erzbischof von Buenos Aires, als einer der wichtigsten Köpfe des lateinamerikanischen Episkopates. Die Theologie der Befreiung hat er nicht als eine Bedrohung der katholischen Identität erlebt, sondern als eine heilsame Unruhe, die es kirchlich einzuhegen, aber auch zu nutzen gilt. Er hat bittere Kompromisse mit einer Militärdiktatur schließen müssen. Der Peronismus hat ihm die Gefahren des Populismus vor Augen geführt. Die argentinische Wirtschaftskrise hat ihm die hässliche Seite des Kapitalismus gezeigt.
Als Bischof von Rom hat er seine Identität behalten, aber seinen Blick geweitet. Seine Reisen haben ihn nicht in die klassischen Zentren der politischen Kultur (oder Unkultur) geführt, sondern an die Hotspots globaler Krisen, von Lampedusa bis in die Mongolei und von Armenien bis in den Irak. Die apokalyptischen Dimensionen der Klimakrise hat er beschworen und das System einer Wirtschaft gegeißelt, die tötet. Er ist eher Prophet gewesen, der aufrüttelt, als Politiker, der Lösungen organisiert.
Die Globalisierung hat er auch in der katholischen Kirche vorangetrieben. Er hat angefangen, die Verkrustungen der katholischen Sexualmoral aufzubrechen. Er hat eine Weltsynode der Jugend gewidmet. Und er hat Synodalität auf die Fahnen der katholischen Kirche geschrieben – die Überwindung des Klerikalismus durch mehr Beteiligung des Kirchenvolkes.
Franziskus hat Veränderungen angestoßen – jetzt müssen sie umgesetzt werden. Er hat lange kritisch nach Deutschland auf den Synodalen Weg geschaut. Zum Schluss ist wieder deutlicher geworden, wer eine synodale Kirchenreform vorantreibt und universale Solidarität übt. Hier ist das ZdK auch künftig gefragt. So wie Christinnen und Christen weltweit, die in ihren unterschiedlichen Alltagssituationen, politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen am besten als Gemeinschaft beraten und entscheiden, was zu tun ist. Und die sich so auf ihre Gemeinschaft stützen und verlassen können.
Am Tag vor seinem Tod hat Papst Franziskus auf dem Petersplatz den Segen Urbi et orbi gespendet. Und eine Predigt verlesen lassen, die seinen Originalton erkennen lässt: Christus „lebt und bleibt immer bei uns, indem er die Tränen derer weint, die leiden, und indem er die Schönheit des Lebens durch unsere kleinen Gesten der Liebe vervielfacht.“ Dass dies uns gemeinsamer Glaube ist, lässt uns hoffen.
Thomas Söding, geboren 1956, ist Seniorprofessor für Neutestamentliche Exegese an der Ruhr-Universität Bochum und Vizepräsident des ZdK.
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