Fachkräftesicherung braucht Haltung – nicht nur Maßnahmen
ZdK-Thema des Monats Juni 2025
In Pflege, Bildung, Handwerk und öffentlicher Verwaltung fehlen hunderttausende qualifizierte Kräfte. Der aktuelle Fach- und Arbeitskräftemangel ist nicht nur eine wirtschaftliche Herausforderung. Er ist Prüfstein für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Martin Buhl, Sprecher des Sachbereichs „Bildung, Kultur, Medien“ im ZdK, fragt: Wann sehen das endlich Alle? Und was tut die Bundesregierung?
Im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) haben wir auf der Vollversammlung am 23. Mai 2025 ein Positionspapier verabschiedet, das die Fachkräftesicherung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreift. Es liefert Handlungsempfehlungen für eine Politik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, strukturelle Ungleichheiten überwindet und Arbeit als Ort von Würde, Teilhabe und Sinn gestaltet. Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, unterstrich dazu bei der Vollversammlung: „Nur wenn wir alle Potenziale aktiv fördern und Barrieren abbauen, können wir die Fachkräftelücke schließen und eine zukunftsfähige Gesellschaft gestalten.“
Nahles ermutigte uns, sich mit klarem Profil in diese Debatte einzubringen. Und das tun wir! Das ZdK begrüßt die Pläne zur Fachkräftesicherung im Koalitionsvertrag, fordert aber weitergehende Reformen von der neuen Bundesregierung. Denn Fachkräftesicherung braucht Haltung – nicht nur Maßnahmen.
Bildungsgerechtigkeit und Ausbildung sichern
Derzeit sind 2,8 Mio. junge Erwachsene ohne Berufsabschluss. Das ZdK fordert, allen jungen Menschen unabhängig von Herkunft und sozialem Status Zugang zu Ausbildung oder Studium zu ermöglichen. Dazu braucht es die zügige Umsetzung der Ausbildungsgarantie, eine armutsfeste Reform des BAföG sowie die dauerhafte Ausweitung des Startchancen-Programms.
Migration ermöglichen statt nur verwalten
Einwanderung muss als gesellschaftliche Chance begriffen werden. Das ZdK fordert zügige, digitalisierte Anerkennungsverfahren und die gezielte Öffnung von Arbeitsmarktzugängen – auch für Geduldete. Eine Willkommenskultur erfordert faire Löhne, Integrationsbegleitung und rechtliche Sicherheit. Der gegenwärtige Diskurs, der Migration oft als Risiko rahmt, konterkariert diese Ziele.
Arbeitswelt zukunftsfähig und gerecht gestalten
Digitalisierung und demografischer Wandel fordern neue Antworten: Das ZdK plädiert für Weiterbildung als Grundrecht, eine echte Anerkennung von Sorgearbeit, flexible Lebensarbeitszeitmodelle und faire statt prekäre Arbeitsbedingungen.
Wir sind überzeugt:
- Jetzt müssen Potenziale gehoben werden, die viel zu lange ungenutzt geblieben sind! Das hilft dem Arbeitsmarkt, der unter seinem Fachkräftemangel ächzt.
- Jetzt brauchen wir aber auch eine menschenwürdige Politik, die geflüchtete Menschen besser in den Arbeitsmarkt integriert als bislang üblich.
- Und zu guter Letzt: Jetzt brauchen wir die Wende zu lebenslanger Weiterbildung – und endlich die Vereinbarkeit von Care- und Erwerbsarbeit!
Martin Buhl, Schulleiter der Martin-Niemöller-Schule im hessischen Riedbach, ist Sprecher des Sachbereichs „Bildung, Kultur, Medien“ im ZdK. Auf der jüngsten ZdK-Vollversammlung in Paderborn (22.-24. Mai 2025) hatten die ZdK-Mitglieder mit großer Mehrheit das Positionspapier „Potenziale heben, Wege bahnen, Gesellschaft gestalten“ mit Lösungsvorschlägen zur Beendigung des Fachkräftemangels beschlossen.
Haben Sie Fragen?
Telefon: +49 (0) 30 166380-630
E-Mail: presse(at)zdk.de