UN-Klimakonferenz in Belém, zehn Jahre nach Paris: Von Verpflichtungen zu Glaubwürdigkeit
ZdK-Thema des Monats November 2025
Im November 2025 kommt die Welt zum UN-Klimagipfel COP 30 in Belém zusammen – mitten im Amazonasgebiet, einem der sensibelsten Ökosysteme der Erde. Die erste dieser Konferenzen fand vor 30 Jahren in Berlin statt. Nun zeigt sich zehn Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen: Zwischen den Versprechen von damals und der heutigen Realität klafft eine große Lücke. Die Erde steuert weiter auf mehr als 2 Grad Erwärmung zu. Cecilia Kinuthia-Njenga, Direktorin im UN-Klimasekretariat in Bonn, fragt: Besteht das Treffen in Belém die Bewährungsprobe? Können wir zeigen, dass internationale Zusammenarbeit in entschlossenes Handeln mündet?
„Paris hat uns einen Rahmen und ein Ziel gegeben: die Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celius, idealerweise auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die Fortschritte verdienen Anerkennung. Erneuerbare Energien sind auf dem Vormarsch, und fast jedes Land hat Klimapläne aufgestellt. Aber die unbequeme Wahrheit bleibt: Wir steuern auf mehr als zwei Grad zu. Die Kluft zwischen dem, wozu wir uns verpflichtet haben, und dem, was die Wissenschaft fordert, wird immer größer.
Die COP 30 ist besonders wichtig, weil 2025 die Frist ausläuft, in der Länder aktualisierte Klimaschutzzusagen für 2035 vorlegen sollen. Diese national festgelegten Beiträge (NDCs) betreffen die gesamte Wirtschaft und verbinden Klimaschutzmaßnahmen mit naturnahen Lösungen, dem Schutz der biologischen Vielfalt und einer nachhaltigen Landnutzung. Viele Länder verankern soziale Gerechtigkeit, Gleichheit und inklusive Entwicklung in ihren NDCs, insbesondere bei der Energiewende und bei Anpassungsstrategien aller Art. Bei Allem bleibt die Frage: Sind 1,5 Grad noch erreichbar?
Der verstorbene Papst Franziskus erinnert uns in seiner Enzyklika ‚Laudato Si' daran, dass die Klimakrise untrennbar mit Fragen der Gerechtigkeit und der Menschenwürde verbunden ist. Wir können keinen gemeinsamen Wohlstand erreichen, wenn wir die Natur ausbeuten und die Schwächsten im Stich lassen. Sein Aufruf, „auf den Schrei der Erde und den Schrei der Armen zu hören”, macht deutlich, dass Klimaschutz eine moralische Verpflichtung und nicht nur eine politische Herausforderung ist.
Die Glaubwürdigkeit der internationalen Klimakooperation hängt von drei Faktoren ab: ausreichenden Finanzmitteln, echter Unterstützung bei der Anpassung und Gerechtigkeit. Die reichen Nationen müssen ihre Verpflichtungen einhalten. Der Fonds für Verluste und Schäden benötigt Ressourcen in einer Größenordnung, die der Krise angemessen ist. Jedes vermiedene Zehntelgrad, jeder für die Widerstandsfähigkeit mobilisierte Euro rettet Leben und schützt Ökosysteme.
Umweltzerstörung und soziale Ungleichheit führen zu sich verschärfenden Krisen für diejenigen, die am wenigsten dafür verantwortlich sind. Klimaschutzmaßnahmen können nicht von der Verteidigung der Menschenrechte und der Menschenwürde getrennt werden.
Deshalb muss Belém mehr sein als nur eine weitere Klimakonferenz. Dieses Treffen muss zeigen, dass Multilateralismus Gerechtigkeit schaffen kann und dass wir von kurzfristigem Denken zu generationenübergreifender Verantwortung übergehen können. Zehn Jahre nach dem Pariser Abkommen bieten die COP 30 der Klimapakt 2025 eine einmalige Gelegenheit.
Zehn Jahre nach Paris steht eine klare Entscheidung an: Entweder lassen wir zu, dass Versprechen zu leeren Phrasen verkommen, oder wir unternehmen entschlossene Schritte in Richtung einer lebenswerten, gerechten Zukunft. Die Welt kann sich kein weiteres verlorenes Jahrzehnt leisten.
Cecilia Kinuthia-Njenga studierte Ökonomie, Stadt- und Regionalplanung. Bis 1998 war sie Gender Programme Manager in Nairobi, anschließend bis 2011 Human Settlements Officer, von 2011-2021 Leiterin für Regionalprogramme beim UN Environment Programme in Südafrika. Heute ist sie Director of Intergovernmental Support and Collective Progress beim Klimasekretariat der Vereinten Nationen in Bonn.
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