ZdK-Vollversammlung bestärkt Anspruch auf politisches Mitgestalten

Präsidentin Irme Stetter-Karp fordert „Haltung und Handeln“

„Haltung und Handeln“ hat die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp, als Voraussetzung für gelingende Zukunftsgestaltung in Kirche und Gesellschaft bezeichnet. Zum Auftakt der Vollversammlung des ZdK in Paderborn sagte sie: „Als ZdK stehen wir dafür, dass die Kirchen sich einmischen und Gesellschaft mitgestalten. Das gilt vor allem dann, wenn die Rechte und die Würde des Menschen tangiert sind.“

Stetter-Karp zeigte sich überzeugt, dass „Haltung zeigen“ immer damit verbunden sein müsse, „den Dialog anzubieten“. Dazu ermutige auch der am 8. Mai gewählte Papst Leo XIV. „Wie wichtig ist es in diesen Zeiten, um einen Papst zu wissen, der sich mit seiner Namenswahl in die Tradition der katholischen Soziallehre stellt und mit seiner ersten Rede eine Kirche verspricht, die Brücken baut. Mit der Delegation der Bundesregierung konnte ich am Sonntag an der offiziellen Amtseinführung von Papst Leo teilnehmen – auch hier wurde deutlich, dass ein Pontifex in Zeiten tiefer politischer Gräben in den internationalen Beziehungen das Brückenbauen zum entscheidenden Handlungsfeld erklärt. Eine klare Haltung, die Menschenwürde und Friedenssehnsucht in den Mittelpunkt stellt, ist Papst Leo eigen. Wir können, ja wir müssen auf sein friedensstiftendes Handeln in der Welt vertrauen.“ 

Im Blick auf Deutschland und die neue Bundesregierung sagte die ZdK-Präsidentin, sie müsse „die militärischen Bedrohungen von heute genauso im Blick haben wie die globalen Krisen von morgen. Ich begrüße ausdrücklich die Einrichtung eines Nationalen Sicherheitsrats und warne zugleich davor, einen zu engen Sicherheitsbegriff anzulegen. Die Bundesregierung trägt nicht nur Verantwortung für Deutschland. Auch die unfassbare Gewalt in der Ukraine und im Nahen Osten erfordert Haltung und Handeln.“ Sie sei zudem besorgt über „die massive Schieflage von Entwicklungszusammenarbeit und Verteidigung.“ Zwar bleibe – wie auch das ZdK gefordert habe – das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erhalten, „doch die Mittel schrumpfen unaufhaltsam weiter. Darüber hinaus steht das Lieferkettengesetz auf deutscher und EU-Ebene zur Disposition. Dazu kann ich nur sagen: Wer auf dem Rücken der Ärmsten spart, stellt unseren Wertekompass infrage.“

Stetter-Karp kritisierte zudem den Kurswechsel in der Asylpolitik, die deutlich verschärft werden soll. „Die Aussetzung des Familiennachzugs steht beispielhaft dafür, dass wir gerade in diesem Politikfeld nicht schweigen dürfen. Die Familie ist ein hohes Gut und fördert nachhaltig die Integration der betroffenen Menschen. Wir setzen uns dafür ein, im Aufenthaltsgesetz einen Rechtsanspruch auf Geschwisternachzug zu verankern.“ Das ZdK-Präsidium legte der Vollversammlung einen Antrag „Menschenwürde schützen, Zusammenhalt fördern, Zukunftsfähigkeit entwickeln“ vor, der mit großer Mehrheit verabschiedet wurde.  Stetter-Karp sagte vor der Vollversammlung: „Wir machen uns dafür stark, dass eine generationen- und geschlechtergerechte, inklusive und zukunftsfähige Gesellschaft Wirklichkeit wird.“  

Am Donnerstagabend waren bereits mit großer Mehrheit Beschlüsse zur Stärkung der Sozialpartnerschaft und Tarifbindung, zum Erhalt der EU-Lieferkettenrichtlinie und zur Umsetzung eines Rechtsanspruchs auf einen Freiwilligendienst gefallen. In einem weiteren Beschluss fordert die Vollversammlung die Bundesregierung auf, den Schutz vor sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen weiter auszubauen und den entsprechenden Fonds für Betroffene im Ergänzenden Hilfesystem „auch über 2028 hinaus strukturell zu sichern“. Innerkirchlich wurde die Finanzierung von Forschungsprojekten zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in den Verbänden ein Thema. Der BDKJ erhielt große Unterstützung dafür, die Deutsche Bischofskonferenz zur Mitfinanzierung eines breit angelegten Forschungsprojekts „sexualisierte Gewalt in den katholischen Jugendverbänden und den Strukturen des BDKJ“ aufzufordern. „Verbände sind Teil von Kirche“, heißt es in dem Beschluss. Das Forschungsprojekt werde „für viele katholische Erwachsenenverbände und Organisationen notwendige und zukunftsweisende Ergebnisse liefern.“

Bis zum Samstag wird sich die Vollversammlung auch zum künftigen Statut und zur Geschäftsordnung des ZdK abstimmen sowie ihre Einzelpersönlichkeiten für die kommenden vier Jahre wählen. Die Einzelpersönlichkeiten bilden eine der drei Säulen des ZdK, neben den Delegierten der Diözesanräte und der Arbeitsgemeinschaft katholischer Organisationen Deutschlands.

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